Borreliose

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Borreliose

Expertinneninterview zum Thema

Dr. Daniela Fluri, stellvertretende Ärztliche Leiterin Akutneurologie am Standort Allensbach erklärt Ursachen, Symptome, Behandlungsmöglichkeiten bei Borreliose und wie Sie sich am besten davor schützen können.

Bei der Borreliose handelt es sich um eine durch Bakterien verursachte Infektionserkrankung. Die Erkrankung ist nach der auslösenden Bakterienart "Borrelia burgdorferi" benannt. Die Übertragung der Borreliose erfolgt in der Regel durch infizierte Zecken. Mit Borrelien infizierte Zecken gibt es in großen Teilen Europas und in allen Bundesländern.

Die Borreliose kann verschiedene Organe des Körpers befallen, zum Beispiel Haut, Nervensystem und Herz. Ist das Nervensystem befallen, spricht man von einer Neuroborreliose. Die Erkrankung verläuft in verschiedenen Stadien, die sich über Monate bis Jahre erstrecken können.

Die Lyme-Borreliose oder Lyme-Krankheit ist eine multisystemische Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Borrelia burgdorferi oder verwandte Arten aus der Gruppe der Spirochäten ausgelöst wird. Die Krankheit kann jedes Organ befallen, speziell das Nervensystem und die Gelenke. Die Erkrankung kommt beim Menschen und allen Säugetieren sowie Vögeln vor. Die Übertragung erfolgt vor allem durch den Holzbock (Ixodes ricinus), eine Zeckenart.

Bei der Borreliose zeigen sich verschiedene Symptome. Die Beschwerden sind vielfältig und können verschiedene Organe teilweise gleichzeitig befallen. Man unterscheidet drei Stadien der Erkrankung.

Borreliose - Stadium I

Infiziert sich der Betroffene durch einen Zeckenstich mit der Bakterienart Borrelia burgdorferi, kann nach wenigen Tagen und Wochen eine ringförmige, rote Hauterscheinung auftreten, deren Größe von Fall zu Fall stark variieren kann (von etwa handtellergroß bis zu einem Durchmesser von 65 cm). Diese sogenannte Wanderröte (Erythema migrans/Erythema chronicum migrans) ist scharf abgegrenzt, und schmerzt nicht. In ihrer Mitte ist sie oft aufgehellt. Die Wanderröte breitet sich allmählich von der Zeckenstichstelle aus und verschwindet meist spontan wieder. In manchen Fällen tritt die Wanderröte auch immer wieder auf, dann aber oft nicht mit dem kompletten Ring, sondern nur mit Abschnitten. Die Wanderröte ist für die Borreliose so typisch, dass Ärzt:innen anhand des Anblicks ziemlich sicher andere Erkrankungen ausschließen können.

Die Wanderröte sollte nicht mit der harmlosen und häufigen Rötung verwechselt werden, die sich oft direkt an der Stelle des Zeckenstichs bildet und circa ein bis zwei Zentimeter groß ist. Diese harmlose Rötung juckt meist stark und verschwindet nach einigen Tagen oder spätestens einer Woche wieder. Zudem fehlen die Anzeichen einer Infektion.

Im Borreliose-Stadium I können außerdem allgemeine Beschwerden auftreten, wie:

  • Schwäche
  • Kopf-, Gelenk- oder Gliederschmerzen
  • Fieber
  • Bindehautentzündung
Borreliose - Stadium II

Das Borreliose-Stadium II tritt wenige Monate nach dem Zeckenstich auf. Während des zweiten Stadiums kommt es oft zu grippeähnlichen Symptomen. Die Infektion betrifft außerdem nun neben der Haut auch weitere Organe. Erkrankt das Nervensystem, spricht man von einer Neuroborreliose. Die Beteiligung des Nervensystems verläuft in Form einer Hirnhaut- und Nervenwurzelentzündung (sog. Meningopolyneuritis oder Bujadoux-Bannwarth-Syndrom). Es können von den Nerven im Rückenmark ausgehende Schmerzen, Lähmungen und neurologische Ausfälle auftreten. In den meisten Fällen ist nur ein einzelner Nerv entzündet (periphere Neuropathie). Die Entzündung kann zum Beispiel den Gesichtsnerv lähmen. Ein typisches Symptom für eine solche Lähmung (Fazialisparese) ist ein einseitig herabhängender Mundwinkel.

Borreliose - Stadium III

Das Stadium III der Borreliose tritt Monate bis Jahre nach dem Zeckenstich ein. Dieses sehr schwere Borreliose-Stadium ist unter anderem durch die sogenannte Lyme-Arthritis und eine weitere Beteiligung des Nervensystems gekennzeichnet. Bei der Lyme-Arthritis handelt es sich um eine schubweise oder chronisch verlaufende Gelenkentzündung. Auch die Nerven können Schaden nehmen. Nur selten jedoch verläuft das Stadium III der Borreliose so schwer, dass Teile des Körpers gelähmt sind (Paresen).

Quellen: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: Neuroborreliose.

Der Verdacht auf Borreliose ergibt sich häufig gleich zu Beginn einer Untersuchung, wenn die Krankengeschichte und der Befund (z.B. Wanderröte und akute Neuroborreliose) sehr typisch sind.

Der Nachweis von Antikörpern im Blut kann zeigen, dass sich das Abwehrsystem des Körpers mit den Erregern auseinandergesetzt hat. Bei einer Borrelien-Infektion liegen Antikörper gegen die Bakterienart "Borrelia burgdorferi" im Blut vor.

Neben dem Antikörpernachweis im Blut können Ärzt:innen nach Antikörpern im Hirnwasser (Liquor) suchen. Dies bietet sich an, wenn das Gehirn oder das Rückenmark von der Borreliose betroffen sind (Neuroborreliose). Besteht der Verdacht auf eine solche Neuroborreliose, entnehmen Ärzt:innen daher Hirnwasser über eine Punktion (Liquorpunktion). Um die Flüssigkeit zu gewinnen, stechen sie im Bereich der Lendenwirbelsäule zwischen zwei Wirbeln mit einer langen Nadel ein. Sie schieben diese Nadel vorsichtig soweit vor, bis sie die Flüssigkeit erreichen, die das Rückenmark umgibt. Dort entnehmen die Ärzt:innen kleine Mengen des Hirnwassers.

Je früher bei einer Borreliose die Therapie einsetzt, umso sicherer kann sie spätere Komplikationen und schwere Krankheitsverläufe verhindern.

In der Frühphase der Borreliose ist eine zweiwöchige Antibiotika-Therapie am wirksamsten. Je nach Alter der Patient:innen, Konstitution und Verträglichkeit bieten sich verschiedene Präparate an. In fortgeschrittenen Borreliose-Stadien und bei Neuroborreliose kommen unter anderem Antibiotika aus der Wirkstoffgruppe der Cephalosporine (z.B. Cefotaxim) zum Einsatz und werden vom Ärztlichen Dienst intravenös verabreicht.

Eine Übertragung der Borreliose-Bakterien von Mensch zu Mensch ist nicht möglich. Daher sind keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen beim Kontakt mit erkrankten Personen erforderlich.

Schutz vor Zeckenstichen

Da eine Impfung nur gegen FSME, nicht aber gegen Borreliose möglich ist, sollten Sie Zeckenstiche nach Möglichkeit vermeiden:

  • Bleiben Sie bei Spaziergängen möglichst auf festen Wegen und meiden Sie Unterholz, hohes Gras und Hautkontakt zu bodennahen Pflanzen.
  • Ziehen Sie sich und Ihrem Kind beim Aufenthalt in möglichen Zeckengebieten feste Schuhe an.
  • Achten Sie auf helle Kleidung, die den Körper weitestgehend bedeckt. Hierauf lassen sich die Zecken leichter auffinden.
  • Suchen Sie nach dem Aufenthalt in möglichen Zeckengebieten vor allem bei Kindern den Körper sorgfältig nach Zecken ab: Bevorzugte Saugstellen sind am Kopf und am Hals sowie unter den Armen, zwischen den Beinen und in den Kniekehlen.

Hinweis: Es gibt auch synthetische oder natürliche Stoffe, die durch ihren Geruch Zecken fernhalten. Diese sogenannten Repellentien sind in Drogeriemärkten und Apotheken frei erhältlich. Sie werden auf die Haut aufgetragen und können für einen kurzen Zeitraum von einigen Stunden einen gewissen Schutz bieten.

Für Haustiere gibt es unter anderem Zeckenhalsbänder, die jedoch auch nur zeitlich begrenzt schützen.

Zecken richtig entfernen

Zecken sollten möglichst sofort entfernt werden. Die FSME-Viren befinden sich in den Speicheldrüsen der Zecken. Durch den Stich können sie rasch in die Blutbahn des Wirtes gelangen. Anders die Borrelien: Sie befinden sich im Darm der Zecken, sodass die Erreger erst bei längerem Saugen - in der Regel erst nach circa 24 Stunden - übertragen werden. Wird die Zecke rasch entfernt, ist das Übertragungsrisiko der Borreliose-Erreger sehr gering.

  • Entfernen Sie die Zecke am besten mit einer speziellen Zeckenpinzette.
  • Fassen sie die Zecke im Kopfbereich so nah wie möglich an der Haut.
  • Ziehen Sie die Zecke vorsichtig und mit gleichmäßigem Zug gerade heraus.
  • Achten Sie darauf, dass die Zecke nicht gequetscht wird. Hierdurch könnte mit Krankheitserregern infizierter Speichel oder Darminhalt vermehrt oder schneller übertragen werden.
  • Bedecken Sie die Zecke keinesfalls mit Öl, Klebstoff oder Nagellack. Auch dies erhöht das Risiko einer vermehrten oder beschleunigten Übertragung von Krankheitserregern.
  • Desinfizieren Sie die Wunde nach Entfernen der Zecke sorgfältig und lassen Sie die Einstichstelle gegebenenfalls von Ihrem Kinderarzt oder Ihrer Kinderärztin untersuchen.
  • Eine Borreliose kann durch die rechtzeitige Gabe von Antibiotika in der Regel wirksam behandelt werden. Suchen Sie auf jeden Fall die kinderärztliche Praxis auf, wenn Ihr Kind nach einem Zeckenbiss allgemeine Krankheitszeichen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Abgeschlagenheit zeigt. Charakteristisch für eine Borrelien-Infektion ist daneben in etwa 90 Prozent der Fälle die sogenannte Wanderröte, eine sich ringförmig ausbreitende Rötung mit blassem Mittelfeld, die an der Einstichstelle, aber auch an anderen Körperstellen auftreten kann.
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