Enzephalitis

Unser Behandlungsspektrum

Enzephalitis (Gehirnentzündung)

Eine Enzephalitis ist eine Entzündung des Gehirns, die meist durch Viren ausgelöst wird. Die Auswirkungen der Erkrankungen sind sehr unterschiedlich, von milden Formen mit kurzer Erkrankungszeit bis hin zu schweren und langwierigen Verläufen reicht das Spektrum. Die Therapie ist immer auf den individuellen Krankheitsfall bezogen.

Bei der Enzephalitis handelt es sich um eine Entzündung des Gehirns. Entsprechend der anatomisch-histologischen Aufteilung des Hirngewebes in graue und weiße Substanz wird zwischen einer Entzündung der grauen Substanz, der so genannten Polioenzephalitis und einer Entzündung der weißen Substanz, der so genannten Leukoenzephalitis, unterschieden. Bei einer Entzündung von grauer und weißer Substanz sprechen Medizinier:innen von der so genannten Panenzephalitis. Während die Myelitis eine Entzündung des Rückenmarks beschreibt, sind bei der Enzephalomyelitis Gehirn und Rückenmark gemeinsam entzündlich erkrankt, diese kombinierte Erkrankungsform wird im klinischen Alltag häufiger beobachtet. Diese Erkrankungen des zentralen Nervensystems werden in erster Linie durch Erreger wie Bakterien oder Viren ausgelöst. Auch sind Erreger wie Pilze und Parasiten Auslöser für die Infektion des zentralen Nervensystems.

Quelle: AOK Baden-Württemberg

Influenza A

In den meisten Fällen lösen Viren eine Enzephalitis aus, aber auch Bakterien und Pilze.

Die Gehirnentzündung (Enzephalitis) ist meist Folge einer Virusinfektion. In vielen Fällen verursachen die Viren direkt eine Entzündung des Gehirns (primäre Form). Bei der sogenannten parainfektiösen Form entgleist das körpereigene Abwehrsystem in Reaktion auf die Virusinfektion und greift anschließend das Gehirn an (Autoimmunreaktion). Bei dieser Autoimmunerkrankung bildet der Körper Abwehrzellen (Auto-Antikörper) gegen Zellbestandteile im Gehirn.

Folgende Viren kommen als Verursacher einer Gehirnentzündung infrage:

  • Herpesviren
  • Masernviren
  • Mumpsviren
  • Grippeviren
  • Epstein-Barr-Viren
  • Varizellen-Zoster-Viren
  • FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis)

Überträger von Viren sind beispielsweise Zecken (FSME). Weitere Auslöser der Enzephalitis können Bakterien (zum Beispiel Borrelien oder Tuberkulose-Bakterien), andere Einzeller (Trypanosomen), Pilze, Parasiten oder auch Autoimmunerkrankungen sein.

Kinder und junge Erwachsene sowie Personen mit einem geschwächten Immunsystem, beispielsweise Menschen, die mit HIV infiziert sind, sind besonders gefährdet, an einer Gehirnentzündung zu erkranken.

Quelle: Ärztekammer Baden-Württemberg

Viele der möglichen Erreger einer Gehirnentzündung haben eine bevorzugte Gehirnregion, die sie befallen. Dementsprechend unterschiedlich sind oft auch die Beschwerden. Besonders bei viralen Gehirnentzündungen kommt es anfangs zu allgemeinen, grippeartigen Symptomen, wie Fieber, Kopfschmerzen, Übelkeit und Abgeschlagenheit. Später entstehen dann zusätzlich zu hohem Fieber die spezifischeren Beschwerden, die mit einer Gehirnentzündung einhergehen. Diese sind beispielsweise:

  • Bewusstseinsstörungen, z.B. Bewusstlosigkeit oder Verwirrtheit
  • Plötzliche Beeinträchtigung von Konzentration und Gedächtnis
  • Verhaltensänderungen, z.B. mit auffälligen Stimmungsschwankungen, Halluzinationen, Verfolgungswahn oder Orientierungslosigkeit (organisches Psychosyndrom)
  • Erbrechen
  • Neurologische Ausfälle wie Störungen der Sprache, Lähmungen einzelner Extremitäten oder der Augenmuskeln
  • Steifheit im Nacken/Rücken (Meningismus) - wenn gleichzeitig die Hirnhäute gereizt sind
  • Epileptische Anfälle, die zunächst an einzelnen Extremitäten zu sehen sind

Um eine Gehirnentzündung (Enzephalitis) festzustellen, fragt der Ärztliche Dienst zunächst nach den Beschwerden und der Krankengeschichte (Anamnese). Als nächstes folgt eine genaue körperliche, neurologische Untersuchung. Dabei fallen neben den beschriebenen Symptomen manchmal Hauterscheinungen oder Störungen des Wasserhaushaltes im Körper auf.

Vermutet der Ärztliche Dienst eine Gehirnentzündung, untersucht er Blut und Gehirnflüssigkeit (Liquor cerebrospinalis) des Erkrankten auf Entzündungszeichen (Liquorveränderungen, Erreger- beziehungseise Antikörpernachweis). Eine Probe des Liquor gewinnt er mittels einer Lumbalpunktion. In aller Regel führt der Ärztliche Dienst bei einem Verdacht auf eine Gehirnentzündung zudem sofort eine Computertomografie (CT) zum Ausschluss anderer Hirnerkrankungen wie etwa einer Hirnblutung durch. Auch eine Kernspintomografie (MRT) ist in manchen Fällen notwendig.

Zudem wird - vor allem bei Gehirnentzündungen, die durch Herpesviren verursacht wurden - eine Elektroenzephalografie (EEG) durchgeführt. Diese kann zwar nur in Ausnahmefällen einen Hinweis auf den Erreger geben, dafür aber die Auswirkungen der Entzündung auf die Hirnfunktion besser und bereits im Frühstadium sichtbar machen.

Akute Gehirnentzündungen (Enzephalitis) müssen stets in einer Neurologischen Spezialklinik behandelt und überwacht werden, um mögliche und unter Umständen lebensbedrohliche Komplikationen zu verhindern. Die Vorgehensweise bei der Behandlung richtet sich nach dem Auslöser der Entzündung.

Generell gilt es bei einer Gehirnentzündung schnell zu handeln. Da der Erreger der Infektion anfangs meist noch nicht bekannt ist, setzt der Ärztliche Dienst in der ersten Therapiephase eine Kombination aus mehreren Antibiotika und ein Mittel gegen Viren ein.

Sobald der Verursacher der Gehirnentzündung eindeutig nachgewiesen ist, nutzt der Ärztliche Dienst nach Möglichkeit spezifisch gegen den Erreger gerichtete Medikamente: Zum Beispiel ein spezielles Antibiotikum (Medikament gegen Bakterien) oder Antimykotikum (Medikament gegen Pilzinfektionen).

Bei Bedarf verordnet der Ärztliche Dienst zusätzlich Medikamente gegen epileptische Anfälle und zur Senkung des Hirndrucks. Gegebenenfalls sind auch fiebersenkende Mittel und Schmerzpräparate nötig.

Sommer, Wald und Zeckenbiss

»Ich bin auf einem guten Weg«

Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME)

Eine Infektion mit dem FSME-Virus kann symptomfrei aber auch lebensgefährlich verlaufen. Häufig zeigen sich grippeähnlichen Symptome, die eine Entzündung des Gehirns und der Gehirnhäute auslösen können. Meist wird die FSME durch infizierte Zecken übertragen, selten durch Rohmilch. Die FSME ist in Deutschland meldepflichtig. Schutz gegen FSME bieten langärmelige Kleidung, geschlossene Schuhe sowie eine dreimalige FSME-Impfung, die für Personen in Risikogebieten wie Baden-Württemberg empfohlen wird.

Inge Woessner ist eine aktive Frau. Sie betreibt eine Praxis als selbstständige Fußpflegerin und ist der Mittelpunkt einer fünfköpfigen Familie. Der erste Zeckenbiss in ihrem Leben infizierte sie im Sommer 2013 mit weitreichenden Folgen. Einer ärztlichen Fehleinschätzung der Anfangssymptome folgten mehrere Wochen Intensivbehandlung. Nach Beginn ihrer Rehabilitation bei den Kliniken Schmieder in Gerlingen erholte sie sich von den Folgen ihrer Hirnhautentzündung. Sie durchlief die Phasen der Neurologischen Rehabilitation rasch. In kurzer Zeit lernte sie wieder zu sitzen, zu gehen und ihren Alltag zu bewältigen. Viele kleine Schritte, großes Engagement gepaart mit Gelassenheit und Humor brachten sie so weit. Bereits ein halbes Jahr nach dem Zeckenbiss kann Inge Wössner wieder ihre familiären und beruflichen Aufgaben bewältigen.

„In den Sommerferien trafen wir uns mit dem Imker im Wald, wo einer unserer Zwillingssöhne einen Bienenstock übernehmen durfte. Am nächsten Morgen habe ich die Zecke an meinem rechten Bein bemerkt und entfernt. Ein paar Tage später hatte sich eine rote Stelle gebildet, etwa Zwei-Cent-Stück groß. Zur Sicherheit stellte ich mich am Wochenende dem ambulanten Notdienst vor. Der diensthabende Neurologe sah sich die Stelle an, stellte fest, dass die Zecke entfernt war, dass zu viel Aufhebens um Zecken gemacht würde und schickte mich wieder heim. Unseren anschließenden Urlaub in Österreich konnte ich nicht genießen, ich war schwach, hatte Schmerzen im Nacken, bekam Fieber und mir war übel. Wieder zu Hause stellte ich mich meiner Hausärztin vor, die sofort hellhörig wurde. Als das Ergebnis der Blutentnahme da war, lag ich bereits auf der Intensivstation unseres Akutkrankenhauses. Ich war schwerkrank. Als sich die Lage weiter verschlechterte, wurde ich am 30.08.2013 in ein Akutkrankenhaus nach Stuttgart verlegt, wo nach eingehender Diagnostik die Diagnose gestellt wurde: Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Meine erste Zecke in 54 Jahren hatte also voll zugeschlagen.

Am 13.09. kam ich per Liegendtransport in die Reha nach Gerlingen. In gut 2 Monaten habe ich die Stationen von unten (Phase B) nach oben (Phase D) durchlaufen. Als ich nach Gerlingen kam, war ich sehr schwach und bei allen, wirklich allen Verrichtungen auf Hilfe angewiesen. Ich hatte einen Blasenkatheter und einen Monitor am Bett. Schon nach zwei Monaten konnte ich nach Hause entlassen werden. Ich konnte wieder gehen und mich selbst versorgen. Das war stark. Mein Physiotherapeut und mein Ergotherapeut waren ein gutes Team und haben sich sehr, sehr um mich bemüht. Es hat etwa eine Woche gedauert, bis ich für ein bis zwei Stunden sitzen konnte. Ein Rollstuhl mit hoher Lehne hat meinen Kopf stabilisiert. Dann das Gehtraining, am ersten Tag um das Bett herum mit Hilfe von zwei Therapeuten, am zweiten Tag bereits bis zur Tür. Ich hatte wenig Kraft, meine Therapeuten haben aber nicht locker gelassen und mich immer wieder angespornt. Wenn ich diese Therapeuten nicht gehabt hätte, könnte ich heute nicht gehen. In der Ergotherapie habe ich wieder gelernt zu schneiden trotz meiner sehr schwachen rechten Hand. Und wie ich die Betten machen kann, ohne vornüber zu fallen. In der Klinik habe ich auch gelernt, Geduld zu haben und auch mal nein zu sagen. Als ich am 20.11. entlassen wurde, konnte ich gehen, Treppen steigen und Auto fahren.

Das Meiste in unserem 5-Personen-Haushalt kann ich gut bewältigen. Stundenweise habe ich Hilfe. Im Januar 2014 habe ich dann meine berufliche Tätigkeit als selbstständige Fußpflegerin wieder aufgenommen. Früher habe ich acht bis zehn Kund:innen pro Tag gemacht, heute mache ich zwei am Vormittag und zwei am Nachmittag und bringe auch ein bisschen mehr Zeit für das Gespräch mit. Das Arbeiten ist anstrengend, aber tut mir gut, weil ich merke, dass ich gebraucht werde. Mit ambulanter Physiotherapie will ich die Kraft im rechten Arm noch steigern. Mein Ziel ist, wieder ganz die Alte zu werden. Hier bin ich auf einem sehr guten Weg."

„Ich will wieder ganz die Alte werden. Die Kraft im rechten Arm möchte ich noch steigern. Hier bin ich auf einem guten Weg. Seit einigen Monaten arbeite ich wieder. Es ist anstrengend, aber macht mir Spaß.”
Inge Wössner

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