»Wieder ich selbst zu sein - das ist mein Ziel«

Patienten berichten

VON PHASE B BIS PHASE D: ALEXANDRA KÜMMERER BEGEGNET IHRER LÄHMUNG UND DEM KREBS MIT OPTIMISMUS

»Der 24. November 2016 – diesen Tag werde ich nie vergessen«

Paraparese

Paraparese bezeichnet die beidseitige inkomplette Lähmung eines Extremitätenpaares, in den meisten Fällen die Lähmung beider Beine – meist nach Schädigung des Brustmarks etwa durch Entzündung, Tumor, Kompression oder unfallbedingte Verletzungen. Neben der unvollständigen Lähmung können noch folgende Symptome auftreten: Schmerzen im gelähmten Körperbereich, Störungen der Blasen- und Darmkontrolle, schleppendes Gangbild.

Alexandra Kümmerer strahlt einfach Lebensfreude aus. Dabei hat die 45 Jahre alte Baden-Württembergerin schwere Zeiten hinter sich. Ende 2016 wurde ein Tumor gefunden, in Folge eines Abszesses auf der Wirbelsäule kam es zu einer Lähmung. Während ihrer Rehabilitation in den Kliniken Schmieder steckt sie ihren ganzen Willen in ihre Genesung und macht dabei bewundernswerte Fortschritte.  

„Der 24. November 2016 – dieses Datum werde ich nie vergessen. Ich hatte einen Termin in der Radiologie und zunächst keine Ahnung was auf mich zukommen wird. Auf dem CT waren dunkle Stellen auf meiner Wirbelsäule zu erkennen. Ab da ging alles ganz schnell. Im Krankenhaus stellte man dann fest, dass es sich bei den dunklen Stellen um Metastasen handelte. Den Tumor fand man in meiner Brust. All diese Ergebnisse prasselten innerhalb von sechs Stunden auf mich ein. Ich war völlig überrumpelt.

Am Tag darauf konnte ich meine Beine nicht mehr bewegen, schuld daran war ein Abszess auf der Wirbelsäule. Nach der notwendigen OP war ich ab etwa Brusthöhe gelähmt. Vier Wochen lang verbrachte ich anschließend im Krankenhaus, zuerst war nicht klar inwieweit ich meine Beine jemals wieder bewegen können würde. Ich bin immer ein unternehmenslustiger Mensch gewesen, war immer viel unterwegs. Und nun war ich gelähmt und hatte Krebs. Es war einfach furchtbar.

Man stellte dann jedoch fest, dass meine Beine noch reagierten und um diese wieder zu trainieren, kam ich in die Kliniken Schmieder Gerlingen in die Phase B. Die ersten sechs Wochen war ich aber auch hier noch ans Bett gebunden. Zunächst wurde noch im Bett die Bewegung meiner Beine trainiert und irgendwann fand ich dann die Kraft, mich an den Bettrand zu setzen. Das war in dieser Zeit ein absolutes Highlight für mich. Nach und nach verbesserte sich mein Zustand. Ich begann, mich in einem Rollstuhl selbständig auf der Station zu bewegen – das Personal war erstaunt, denn das ist doch sehr ungewöhnlich für eine Patientin in Phase B. Allen wurde klar, dass ich einen sehr starken Willen habe und mich wieder selbstständig bewegen wollte. Mein Ziel ist es, wieder ich selbst – unternehmenslustig, lebendig und gesellig – zu sein.

Ich hatte so viel Motivation, dass ich begann auch die anderen Patienten mit zu motivieren. Ich bin erst 45 Jahre alt und habe zu mir selbst gesagt: Das kann es noch nicht gewesen sein. Die Ärzte im Krankenhaus haben von zwei, drei Jahren gesprochen bis ich eventuell wieder selbst gehen könne. Nach vier Monaten in der Rehaklinik laufe ich nun aber schon am Rollator. Ich bin mächtig stolz darauf und denke, dass meine positive Einstellung einen riesen Anteil an meinem Genesungsprozess hat.

Insgesamt war ich sechs Wochen auf der Frührehabilitation, dann kam ich in die Phase C und nun befinde ich mich in Phase D. Das fühlt sich wunderbar an. Ich war die ganze Zeit über nie allein: Meine Mutter, meine Schwester sowie all meine Freunde standen mir die ganze Zeit über zur Seite und unterstützten meine Motivation. Auch die Therapien haben mich bestens abgelenkt, vor allem das Kochen und Backen haben mein Herz erwärmt. In der Küche habe ich mich gefühlt, als sei ich zuhause, es war so vertraut etwas ganz Alltägliches zu tun – einfach ein Stück Normalität.

Ich befinde mich nun am Ende meiner Chemo, die Metastasen sind zurückgegangen und der Tumor ist um 60% geschrumpft. Ich habe in der Zeit zwar keine Haare verloren, aber ich bin grau geworden. Wenn ich entlassen werde, dann färbe ich als allererstes meine Haare. In naher Zukunft möchte ich wieder völlig ohne Rollator gehen können. Ich bin Versicherungskauffrau und liebe meinen Job, besonders den Direktkontakt zu meinen Kunden vermisse ich sehr. Diese Arbeit möchte ich wieder aufnehmen und einfach wieder ich selbst sein. Anderen Patienten rate ich dazu, positiv zu bleiben. Egal wie alt man ist, alle haben das gleiche Problem, sie wollen wieder laufen. Durchhalten! Jedes Leben, egal wie beeinträchtigt es ist, hat einen Sinn und all die Übungen hier haben auch einen. Sie sind notwendig, um wieder auf die eigenen Beine zu kommen. Reha wirkt!“

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