»Hauptsache ist, dass das Vertrauensgefühl da ist«

Patienten berichten

NACH EINEM STURZ VON EINEM BAUM ERLEIDET ILJA STRASSER EIN OFFENES SCHÄDEL-HIRN-TRAUMA.

»Hauptsache ist, dass das Vertrauensgefühl da ist«

Schädel-Hirn-Trauma

Von einem Schädel-Hirn-Trauma spricht man bei Verletzungen der Kopfschwarte, des Schädels und des Gehirns, welche durch äußere Gewalteinwirkung entstanden sind. Die Verletzungen können einzeln oder kombiniert vorliegen – in jedem Fall jedoch wird das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Wegen der Gefahr von Hirnblutungen oder anderer Komplikationen wird für alle Patient:innen mit Schädel-Hirn-Trauma die Beobachtung im Krankenhaus empfohlen. Sogenannte Sekundärschäden können durch eine schlechte Hirndurchblutung oder durch das „Einklemmen“ von anschwellenden Hirnteilen in vorgeformten Knochenhöhlen oder Bindegewebsstrukturen des Schädels auftreten.

Mit einem Sturz vom Baum aus großer Höhe ändert sich das Leben des jungen Familienvaters Ilja Strasser im September 2013 schlagartig. Ein Krankenwagen bringt ihn nach Ludwigsburg ins Klinikum. In der Notaufnahme wird sofort klar: Beim Sturz hat er sich ein offenes Schädel-Hirn-Trauma zugezogen. Außerdem sind beide Arme und das rechte Bein gebrochen. Nach 2-monatigem Krankenhausaufenthalt wird er zunächst zur Frühmobilisierung nach Allensbach verlegt. Es folgt eine weitere Reha in Gerlingen. Im Anschluss beginnt er mit der Ambulanten Therapie bei den Kliniken Schmieder Stuttgart, die er bis heute regelmäßig besucht. Für den gebürtigen Russen ist klar: Mit Hilfe seiner Therapeut:innen will er wieder auf die Beine kommen.

„2013 war mein Unfall. Da bin ich vom Baum gefallen und habe mich schwer am Kopf verletzt. Meine Frau und mein Sohn waren dabei. Der Notarzt kam direkt. Dann hat man mich nach Ludwigsburg in die Klinik gebracht. Dort wurde ich operiert und lag sechs Wochen auf Intensiv, anfangs noch im Koma. Ich hatte ein offenes Schädel-Hirn-Trauma. Ein Teil der Schädeldecke musste entfernt werden und eine Hirndrucksonde angelegt werden. Meine Arme und mein rechtes Bein waren auch gebrochen. Alles musste stabilisiert werden. Nach der Intensivstation bin ich dann in die neurochirurgische Station gekommen.

Im November bin ich dann zur Reha nach Allensbach gekommen. In die Phase C. Ich konnte weder sprechen noch gehen. Rechts hatte ich eine Halbseitenlähmung. Das Gefühl war wie aufgehoben. Ich konnte nichts ertasten. Außerdem habe ich alles in Doppelbildern gesehen. Es ging alles nur nach und nach. Viel Ergo- und Sprachtherapie. Über Silvester wurde ich nach Hause entlassen, damit ich bei meiner Familie sein konnte. Am 2. Januar bin ich dann zur Reha nach Gerlingen gekommen. Meine zweite Reha bei den Kliniken Schmieder. Der Gang und das Sprechen verbesserten sich. Dort habe ich Frau Steinbeisser, eine Logopädin, kennen gelernt, mit der ich große Fortschritte gemacht habe.

Bald darauf kam ich in die Ambulante Therapie nach Stuttgart und habe Frau Steinbeisser wieder gesehen. Sie hat in der Zeit nach hierher gewechselt. Sie sagte direkt: ‚Der kommt zu mir‘. Bis heute bin ich wöchentlich drei Mal bei der Logopädie und zwei Mal bei der Ergotherapie. Vor allem die Sprachtherapie hat mir sehr geholfen und hilft mir noch. Das hat mir richtig gut getan. Auch meine Mutter hat mir dabei geholfen. Sie hat mich schon während der Reha Dinge gefragt und meine Sprache aufgenommen. Dann konnte man die Fortschritte hören. Wenn man das mit heute vergleicht, dann merkt man, dass die Therapie nicht umsonst war.

Die Familie war immer wichtig. Eine große Hilfe waren auch die vielen Freund:innen und Bekannten. Ihre Unterstützung hatte ich automatisch. Das hat mich aufgebaut. Und meine zwei Katzen zu Hause. Sie sind richtige Familienmitglieder. Sie sind wie Hunde – sehr zutraulich. Ich grille auch gern. Auch Bewegung hilft mir. Früher habe ich gerne Sport gemacht. Basketball, Fußball oder Tischtennis. Heute muss ich beim Fußball aufpassen, weil bei einem Kopfball schnell was passieren kann. Von den Beinen her ist es rechts bei mir immer noch eine Stolpergefahr. Da passe ich schon auf.

Meine Ziele für die Zukunft? Ich war vor meinem Unfall Assistenzarzt in der Augenheilkunde. Dann ist eine Pause gekommen, zwangsmäßig. Ich brauche noch eineinhalb Jahre für meine Fachausbildung. Ich möchte mich 2018 noch bewerben, dass ich die Ausbildung fortsetzen kann. Wäre nicht schlecht, wenn das in Stuttgart wäre. Da wohne ich auch in der Nähe – zusammen mit meiner Familie und meinen zwei Mekong-Bobtail-Katzen. Oder Tübingen. Da habe ich mein Studium abgeschlossen.

Was ich aus meiner Erfahrung sagen kann: Die Therapeut:innen können einem den Weg zeigen. Aber den Weg sollte jeder Patient und jede Patientin selber machen. Das ist so eine Philosophie, die ich mir angeeignet habe, als ich als Arzt gearbeitet habe. Da kommen viele Patient:innen und manche denken, dass man seine Probleme auf die Ärzt:innen übertragen kann. Dann geht es einem gut. Aber alle Ärzt:innen müssen den Patient:innen diese Philosophie übermitteln. Wer das versteht, kann auch ans Ziel kommen. Hauptsache ist, dass das Vertrauensgefühl da ist und die Chemie stimmt. Vor allem zu den Therapeut:innen. Da bin ich – was die Schmieder Kliniken angeht – sehr froh, dass ich hier gelandet bin.

Ich wollte immer wieder auf die Beine kommen. Das hat funktioniert. Man muss sich motivieren können und lassen. Meine Mama hat mich sehr motiviert und unterstützt. Es hat mich zurück gebracht. Außerdem bin ich mir sicher, dass mein Glaube an Gott bei meiner Genesung geholfen hat.“

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