»Ich habe riesige Fortschritte gemacht«

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MANUELA HERRENKNECHT ÜBER IHR LEBEN MIT MS.

»Ich habe riesige Fortschritte gemacht!«

Multiple Sklerose

Die Multiple Sklerose (MS) ist eine chronisch-entzündliche Entmarkungserkrankung des zentralen Nervensystems. Neben der Epilepsie ist sie eine der häufigsten neurologischen Krankheiten bei jungen Erwachsenen. Die meisten Patienten sind zwischen 20 und 40 Jahre alt, wenn die Symptome zum ersten Mal auftreten. Bei mehr als einem Drittel der Patienten fängt die MS mit Gefühlsstörungen an: Arme oder Beine fühlen sich taub an oder es kribbelt auf der Haut. Ziel der therapeutischen Maßnahmen ist es, die Unabhängigkeit des Patienten im Alltag zu erhalten. Die beste erreichbare Lebensqualität soll für die Patienten gewährleistet werden.

Im Jahr 2006 vermutet Manuela Herrenknecht nach einem Kinobesuch zuerst nichts Schlimmes, als sie ein Taubheitsgefühl im Schienbein bekommt. Kurze Zeit später erhält sie die Diagnose Multiple Sklerose. Trotz der chronischen Erkrankung arbeitet sie weiter als Hausdame und erfährt von ihrer Familie und den Kollegen großen Rückhalt. Dazu engagiert sie sich in einer Frauen-Selbsthilfegruppe.

„Ich leide an einer chronisch progredienten Form der Multiple Sklerose, das heißt sie wird fortwährend schlimmer. Zuerst hatte ich aufgesetzte, bzw. akute Schübe. Die Verschlechterung spürt man, auch wenn mein letzter Schub im Jahr 2009 war. Das Hauptproblem sind die Gehschwierigkeiten, dazu Spastiken und Lipödeme in den Oberschenkeln, Kribbeln in den Beinen, Taubheitsgefühl. Als ich die Diagnose bekam, war das ein Schock! Meine Familie hat mich von Anfang an unterstützt, das ist nicht selbstverständlich! Mit meinem Mann bin ich mittlerweile 27 Jahre verheiratet, wir kennen uns bereits seit Kindertagen.

Aber man wird gut informiert, auch durch die AMSEL. Mit der Mutter eines Klassenkameraden, die ebenfalls an MS leidet, habe ich dann angefangen mich für einen Frauen-Stammtisch zu engagieren, wo sich Betroffene austauschen können. Anfangs bin ich noch mit am schlechtesten gelaufen, aber die neu dazu Gestoßenen sind oftmals noch schlechter dran. Ich habe noch Glück gehabt, es gibt schlimmere Verläufe, sodass ich noch zufrieden sein kann. So kann ich auch weiterhin arbeiten – ich bin Hausdame in einer Rehaklinik in der Nähe von Freiburg in den Abteilungen der Kardiologie und der Psychosomatik. Wir arbeiten stehend, gehend und teilweise auch am PC. Das war am Anfang schon schwer, weil ich langsamer war als die anderen. Zum Glück haben wir einen Wagen, auf denen unser Material für die Zimmer steht, der mir beim Laufen hilft. Denn ganz frei konnte ich seitdem nicht mehr laufen. Wir kontrollieren alles, machen einen technischen und einen Reinigungs-Check und schauen, ob etwas fehlt oder aufzufüllen ist. Zwei Kolleginnen unterstützen mich, wenn ich Hilfe brauche. Für mich war es natürlich auch sehr interessant zu vergleichen, wie der Reha-Alltag hier funktioniert und welche Unterschiede es zwischen den Einrichtungen gibt.

Mein Mann hat mich dann bestärkt endlich in die Reha zu gehen und die Genehmigung kam dann auch recht schnell. Insbesondere das freie Laufen lerne ich hier wieder! Da habe ich bereits riesige Fortschritte gemacht. Davor bin ich teilweise sogar in der Wohnung mit Krücken gelaufen, obwohl ich da Wände zum Abstützen habe. Nur noch die Treppen und das Gehen im Freien stellen derzeit ein Problem dar, aber dafür werde ich nun auch gesondert trainieren, denn zuhause wohnen wir im zweiten Obergeschoss. Treppen und das Laufen im Freien kann ich zwar mit Hilfsmitteln bewältigen, aber kaum noch auf diese angewiesen zu sein, ist schon eines meiner Ziele. Als mein Mann und mein Sohn zu Besuch da waren, waren die total erstaunt über meine Fortschritte. Mein Mann hat sich sogar gefragt, wann er mich das letzte Mal so laufen sehen hat.

Zwei Wochen bin ich nun noch in Therapie und bin bereits jetzt super zufrieden mit dem Verlauf der Reha. Neben dem Gehen übe ich hier außerdem die Armkoordination, um die Bewegung und das Gleichgewicht im Stand weiter zu verbessern, und meine Reaktion und Konzentration mit Spielen am PC. Außerdem nehme ich am Gerätetraining, der Entspannungsgruppe und Ernährungsseminaren teil. Die Werktherapie macht mir auch riesigen Spaß! Bei mir fehlt es eher an der Feinmotorik, deshalb male ich dort ein Seidentuch. Andere flechten Körbe oder arbeiten mit Holz. Auch die Berufstherapie bringt mich weiter, denn dort wird genau auf die Anforderungen im Berufsleben eingegangen und hilfreiche Tipps gegeben. Zuletzt habe ich noch Lymphdrainage aufgrund des Lipödems in den Beinen. Das tut richtig gut und entwässert. Ich hoffe, das kann ich auch zuhause weiterführen. Zudem singe ich sehr gerne und gehe deswegen noch zur Singgruppe.

Ich werde auf jeden Fall für mich einiges mitnehmen und zuhause versuchen, die Sachen, die mir körperlich gut getan haben, auch dort weiterzuführen. Zum Beispiel die Sitzgymnastik mit dem Thera-Band. Dabei kann ich den Oberkörper und die Beine trainieren. Den Leitsatz der Kliniken Schmieder „Nie aufgeben!“ finde ich richtig passend! Man muss wirklich an sich arbeiten und positiv denken. Jeder kann sich verändern und vielleicht auch mal was wagen!“

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