»Das erste Mal Stehen war wie Weihnachten und Geburtstag.«

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Matthias Reuschel kämpft sich Meter um Meter zurück

»Man muss sich durchbeißen!«

Spinalkanalstenose

Im Inneren der Wirbelsäule befindet sich der Wirbelkanal, der sogenannte Spinalkanal. Hier verlaufen in der Hals- und Brustwirbelsäule das empfindliche Rückenmark und in der Lendenwirbelsäule seine gebündelten, pferdeschweifartig angeordneten Nervenfasern, die sogenannte Cauda equina. Die Nervenwurzeln verlassen das Rückenmark paarweise links und rechts, auf jeder Bandscheibenhöhe, und ziehen durch die Nervenaustrittskanäle der Wirbelsäule, die sogenannten Neuroforamina, in die entsprechenden Körperregionen.

Bei einer Spinalkanalstenose (Verengung) haben Rückenmark und Nervenwurzeln nicht mehr genug Platz und können gequetscht werden. Die Ursachen für einen verengten Wirbelkanal können angeboren oder erworben sein, z.B. durch Unfälle, Tumore, am häufigsten sind jedoch degenerative Veränderungen der Wirbelgelenke und der Bandscheiben. Eine Ursache kann also auch ein Bandscheibenvorfall sein. Hierbei tritt der innere gallertartige Kern der Bandscheibe aus ihrer zähen, faserigen Hülle in den Wirbelkanal aus und drückt auf das Rückenmark oder die Nervenwurzeln. Eine Druckschädigung des Rückenmarks kann als Spätfolge (Myelopathie) auch zu einer unvollständigen oder vollständigen Querschnittslähmung führen.

Die Symptome eines Bandscheibenvorfalls oder einer Spinalkanalstenose können akut oder schleichend auftreten. Sie variieren abhängig von der Körperregion, welche durch das eingeengte Rückenmarkssegment versorgt wird. So sind Nacken-/Schulter- oder Rückenschmerzen typisch, Kribbeln und brennende Schmerzen oder Schwere- und Taubheitsgefühl der Gliedmaßen, Feinmotorikstörung der Hände, in manchen Fällen kommt es sogar zu Lähmungen der Arme und/oder Beine, zum Kontrollverlust über Harn und Stuhlgang, zu Störungen im Sexualleben. Schmerzen beim Gehen zwingen zu wiederholten Sitz- und Stehpausen, was auch als "wirbelsäulenbedingte Schaufensterkrankheit" beschrieben wird, die sogenannte Claudicatio spinalis.

Am häufigsten tritt ein Bandscheibenvorfall im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule auf, seltener kommt er an der Halswirbelsäule vor.

Von einem Moment auf den anderen Arme und Beine nicht mehr bewegen zu können, gelähmt zu sein – ein Schockerlebnis, das Matthias Reuschel erfahren hat. Doch er lässt sich nicht hängen, kämpft sich in den Kliniken Schmieder Allensbach Meter um Meter zurück. Seine Fortschritte machen deutlich: Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg!

„Meine Krankheitsgeschichte beginnt 2011, erstes Mal Bandscheibe raus an der Halswirbelsäule vier und fünf. OP, ein Tag im Bett, dann konnte ich wieder laufen. 2014 der nächste Vorfall, Spinalkanal drei bis sechs. Da war es genauso: OP, ein Tag Bett und ein Tag später konnte ich wieder laufen. 2019 dann der Bandscheibenvorfall in der Lendenwirbelsäule vier, fünf. Ich bin eigentlich ganz gut aus der Reha zurückgekommen. Aber ich muss ganz klar sagen: kein Vergleich zu hier. In den Kliniken Schmieder Allensbach gibt es wesentlich engagiertere Leute. Ich habe beruflich viel mit Therapeuten zu tun und kenne wenige, die auf so einem hohen Stand sind wie die hier.

Nach der Reha habe ich vier Wochen lang gearbeitet. Dann Anfang Januar 2020: Blitzeis. Ich wollte auf dem Weg zur Arbeit noch kurz im Supermarkt vorbei. Falle dort auf dem Parkplatz auf die Schnauze. Bin wieder aufgestanden, mir hat nichts wehgetan. Erst nachmittags bemerke ich, dass im Rücken irgendetwas nicht stimmt. Abends war ich bei meinem langjährigen Therapeuten. Als ich von der Liege aufstehen wollte, konnte ich das plötzlich nicht mehr.

Ab diesem Moment konnte ich weder gehen noch stehen. Zwei Therapeuten haben zusammen versucht, mich auf die Beine zu bringen, ohne Erfolg. Die Diagnose: Bandscheibenvorfall zwischen Halswirbelsäule sechs und sieben. Die Bandscheibe war komplett raus, Nerven abgequetscht, daher dieser Totalausfall. Ich konnte weder Arme noch Beine bewegen. Nach der Not-OP hatte ich ein paar Tage Reha aber ich habe schnell versucht, einen Platz hier in den Kliniken Schmieder Allensbach zu bekommen, was gut funktioniert hat. Da war ich froh, denn durch meinen Job als Rehaberater in einem Sanitätshaus wusste ich von dem guten Ruf der Klinik. Liegend kam ich dann hier an.

Am Anfang konnte ich nur mit dem Lift aus dem Bett. Heute kann ich mit dem Rollator laufen, bislang kurze Strecken. Wenn ich versuche frei zu gehen, kippt mein Körper einfach um. Dieses unkontrollierte Hin und Her vom Oberkörper hört auf, wenn ich mich irgendwo ein bisschen halten kann, sei es nur mit dem kleinen Finger, wenn ich also spüre, da ist ein fester Gegenstand.

Von Woche zu Woche habe ich mich verbessert. Meine Fortschritte haben sich so ergänzt. Ich könnte jetzt nicht sagen: Nur aufgrund von dem einen Training, sondern das spielt ineinander. Das erste Mal Stehen war wie Weihnachten und Geburtstag, alles auf einmal. Ich hatte Tränen in den Augen. In einer Woche ging es mal nicht so bergauf für meine Verhältnisse. Ungeduld ist halt ein Thema. Ich bin einer, der glaubt, das geht gleich alles wieder. Aber das ist halt nicht so. Das Schwierigste also für mich ist sich einzugestehen, dass das eine längere Sache gibt. Aber ich habe mir geschworen: Ich laufe hier auf meinen eigenen Beinen raus!

Die Physiotherapie hilft mir am meisten. Vor allem trainiere ich gerne auf dem Laufband. Da merke ich und nehme es dank der Anzeige auch visuell wahr, wie ich mich von Mal zu Mal steigere. Das ist für mich ein Hochgefühl: ‚Jawohl, es geht aufwärts!‘  Die Therapie im Wasser bringt auch unheimlich viel. Da merke ich wirklich, dass alle Muskeln am Körper gefordert sind. Ich kann im Wasser frei laufen, das ist anstrengend aber ich fühle mich wohl im Wasser.

Abends gehe ich noch zusätzlich in diese Stehpulte, die auf Station stehen oder trainiere eine halbe Stunde auf dem Bewegungsfahrrädle. Du musst eben auch selber was dazu tun und ein bisschen eisern gegen dich selbst sein. Das ist mein Rat an andere Patienten. Man muss sich durchbeißen.

Auch für meine Familie ist die Situation nicht einfach. Weil ich zuhause immer schon der Macher war. Am Wochenende immer unterwegs, meistens auf dem Segelboot. Ein Lebenstraum von mir: Mit dem Katamaran einmal um die Welt. Da muss ich nicht nur laufen können, sondern auch entsprechend fit sein. Aber Träume muss man haben.“

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