CIMT (Constraint Induced Movement Therapy)

Einführung

Voraussetzung, um an der Therapie teilzunehmen
Das Training ist sehr anstrengend und es ist Patient:innen zu empfehlen, die therapeutisch belastbar sind und eine sehr hohe Therapiemotivation haben. Die Therapie ist nach derzeitigem Kenntnisstand nur zu empfehlen, wenn der betroffene Arm und die betroffene Hand bestimmte Mindestkriterien der Bewegungsfähigkeit erfüllen. Bei ausgeprägter Sprachstörung (Aphasie) oder ausgeprägten Hirnleistungsminderungen (z.B. Aufmerksamkeit, Gedächtnis) ist die Therapie eher nicht zu empfehlen.

Mindestkriterien

  • Anheben des Arms von Bein auf Tisch
  • Beginnende Greiffunktion, vor allem Streckung der Finger um Gegenstand loszulassen
  • Keine ausgeprägten Schmerzen
  • Keine starke Tonuserhöhung (Spastik)

Methodik
Patient:innen, die nach einem Schlaganfall einen gelernten Nicht-Gebrauch aufweisen, sollen durch forcierte Benutzung des betroffenen Armes wieder Arm- und Handfunktionen erlernen und diese in den Lebensalltag integrieren. Ziel ist, dass der betroffene Arm entsprechend seiner Möglichkeiten im Alltag wieder benutzt wird.

  • Während der Trainingsphase wird der nicht betroffene Arm mit einer Schiene immobilisiert. Das bedeutet, die Patient:innen tragen an dem gesunden, nicht eingeschränkten Arm den größten Teil des Tages eine Armschiene. Die Aufgabe ist nun, den betroffenen Arm, entsprechend der Möglichkeiten, für alle Tätigkeiten des Alltags einzusetzen.
  • Dazu kommt eine intensive Beübung de Armes unter therapeutischer Anleitung. Es wird ein alltagsbezogenes fein- und grobmotorisches Training, das auf dem Prinzip der Wiederholung basiert, in der Einzel- und Gruppentherapie durchgeführt.
  • Beim ca. zweistündigen täglichen Training / Eigentraining sowie für den überwiegenden Teil des Tages (ca. sechs Stunden) bleibt die nicht betroffene Hand wie oben beschrieben immobilisiert.
  • Die Trainingsphase dauert mindestens 14 Tage.

In vielen klinischen Studien konnte die Wirksamkeit der CIMT-Therapie und die der modifizierten Form nachgewiesen werden (Taub et al., 1993; Kunkel et al., 1999; Miltner et al., 1999, Dettmers et al. 2005; Page 2001, 2002 ,2004, 2005).

Vor allem ist die Therapie bei Patient:innen wirksam, die mehr als ein Jahr nach ihrem Schlaganfall Armfunktionen haben, diese im Alltag aber nicht entsprechend einsetzen. Nach 14-tägiger Therapie wurde der vermehrte Einsatz des Armes im Alltag, der Funktionsgewinn und das veränderte Bewegungsverhalten der Patienten auch längerfristig (sechs Monate bis zu einem Jahr) nachgewiesen. Sie können sich zudem beim Kompetenznetz Schlaganfall informieren.

Zitat aus der Patientenversion der Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Rehabilitation "Rehabilitative Therapie bei Armlähmungen nach einem Schlaganfall"
"Für die Bewegungsinduktionstherapie (CIMT-Therapie) ist die Wirksamkeit sehr gut belegt. Sie hilft, wenn Patienten zumindest eine teilweise erhaltene Handfunktion haben und gleichzeitig den Arm im Alltag nicht sehr stark einsetzen. Das trifft sowohl früh nach einem Schlaganfall als auch in der späten Phase (nach mehr als einem Jahr nach dem Schlaganfall) zu. Sowohl die ursprüngliche Form der Therapie mit sechs Stunden aktiver Therapie pro Tag mit einem Therapeuten und zusätzlich Immobilisierung des betroffenen Armes für 90 % der Stunden tagsüber als auch eine modifizierte weniger intensive Form zum Beispiel mit zwei Stunden Therapie pro Tag und 5–6-stündiger Immobilisation des nicht betroffenen Armes, können die Armfunktionen und den Gebrauch des Armes im Alltag fördern. Die intensive Form wird typischerweise für zwei Wochen durchgeführt, die weniger intensive Form für bis zu zehn Wochen.

Die modifizierte, weniger intensive Form, ist leichter praktisch umsetzbar und kann parallel zu anderen Therapieangeboten durchgeführt werden. Wenn eine CIMT-Therapie angeboten werden kann und der Patient die Voraussetzungen erfüllt, dann soll diese Behandlungsmethode angewendet werden."

Leitlinie

S3-Leitlinie „Rehabilitative Therapie bei Armparese nach Schlaganfall“ der DGNR (Seite 219)