»In Ägypten hieß es, dass es keine Hoffnung für mich gäbe«

Patienten berichten

Ahmed El Sebaie fand in Deutschland neuen Lebensmut

»Die unterschiedlichen Therapien brachten mich wirklich weiter«

Epiduralhämatom

Eine Epiduralblutung entsteht meist in Folge eines Schädel-Hirn-Traumas, wenn durch die Verletzung eine Arterie reißt und zwischen äußerer Hirnhaut und Schädeldecke einblutet. Typischerweise ist der Patient direkt nach dem Unfall bewusstlos und wacht dann wieder auf. Wenig später trübt sich sein Bewusstsein erneut und sein Zustand verschlechtert sich. Dazu können schwere Kopfschmerzen, Übelkeit und Erbrechen kommen. Eine Hirnblutung ist immer ein Notfall! Bei Verdacht sollte der Patient umgehend ins Krankenhaus gebracht werden. Ein Epiduralhämatom lässt sich durch eine Computertomografie des Kopfes oder eine Magnet-Resonanz-Tomografie nachweisen.

In den frühen Morgenstunden des 5. Septembers 2013 war Ahmed El Sebaie mit Freunden auf dem Heimweg von seiner Nachtschicht am Flughafen Alexandria. „Als der Unfall passierte, schlief ich gerade auf der Rückbank – im nächsten Moment lag ich unter dem überschlagenen Auto, inmitten meiner verletzten Freunde und ich verstand nicht, was passiert war.“ Der 23-Jährige hatte einen gebrochenen Rücken und ein schweres Schädel-Hirn-Trauma mit Epiduralhämatom. Auf dem Weg ins Krankenhaus fiel er ins Koma, das über ein halbes Jahr dauerte. Jetzt, zwei Jahre später in den Kliniken Schmieder Allensbach, schaut er optimistisch in die Zukunft.

„Ich lag sehr lange im Koma. Aber ich kann mich noch an gewisse Dinge aus dieser Zeit erinnern. Wie etwa an die Stimme meiner Schwester Wafaa, die mir aus dem Koran vorlas und die immer an meiner Seite blieb. Meine erste klare Erinnerung nach dem Koma ist, wie ich von einer Pflegerin rasiert wurde und im Fernsehen lief das Halbfinale der Fußball-Weltmeisterschaft Brasilien gegen Deutschland. Ich hatte vom Kopf abwärts keine Körperkontrolle mehr und ich hatte furchtbare Angst. In Ägypten gibt es keine Neurologische Rehabilitation. Jeder sagte, dass keine Hoffnung für mich bestünde. Aber meine Schwester hat mir versprochen, mich nicht aufzugeben. Sie hat sich im Internet informiert und meinen Fall mit Spezialisten besprochen. Ein deutscher Professor in Alexandria hat sich meine Unterlagen angesehen und zu ihr gesagt: ‚Geht zu Schmieder‘.

Bevor wir hier ankamen waren wir etwas besorgt: Wie würde das mit der Verständigung funktionieren? Aber mit Englisch war das überhaupt kein Problem. Und wo das nicht klappte, half Körpersprache. Es gab auch einige arabische Therapeuten und Pfleger, aber wir waren nicht von ihnen abhängig.

Während meiner Behandlung in Ägypten gab es viele medizinische Versäumnisse. Die deutsche Medizin ist einfach viel weiter und fortschrittlicher, insbesondere im Bereich der Frühreha. Aber auch abgesehen von der Medizin war hier vieles neu für uns: Neben Wetter, Verkehr und Landschaft war der größte Unterschied wie freundlich hier jeder ist. Auf der Straße wirst du gegrüßt und die Menschen lächeln dich an, obwohl sie dich gar nicht kennen.

Wenn man in ein fremdes Land mit einer fremden Sprache kommt und in einem so verletzlichen Zustand ist, dann ist Vertrauen ein enorm wichtiger Faktor. Wenn man sich nicht aufgehoben fühlt, kann man keine Fortschritte machen, und ich habe hier sehr viele Fortschritte gemacht. Ich konnte bei Schmieder allen mich behandelnden Menschen vollkommen vertrauen, und dafür bin ich sehr dankbar.

Die unterschiedlichen Therapien brachten mich wirklich weiter. Physiotherapie, Ergotherapie, Wassertherapie, Logopädie – ich musste alles komplett neu lernen. Physiotherapie mochte ich besonders, hier lernte ich langsam wieder zu gehen. Oder Ergotherapie, wo ich die Bewegungskontrolle meiner linken Seite sehr stark verbessern konnte. Und auch die Logopädie hat mir sehr gefallen – ich kann gar nicht ausdrücken, wie wichtig das alles für mich war. Ich habe so viele Fortschritte hier gemacht – es war eine große Veränderung zum Guten.

Ja, das Leben ist jetzt schwieriger für mich als vor dem Unfall. Aber es gibt viele Dinge, die mir Kraft geben. Etwa meine Familie und Freunde, die mir sehr geholfen haben. Besonders meine Schwester, die ihre Arbeit aufgab, um mir beizustehen. Sie hat mir von Anfang an Beispiele von Menschen gezeigt, die in einer ähnlichen Situation waren wie ich und die es zurück ins Leben geschafft haben. Das hat mich angetrieben. Ich habe Glauben daran, dass ich wieder gesund werde. Es braucht nur Zeit. Zeit und jede Menge Arbeit.

Mein Rat an alle Frauen und Männer, die in einer ähnlichen Situation sind: Verliert nicht den Glauben, macht immer weiter! Und an die Angehörigen: Seid geduldig und haltet zusammen. Nie aufgeben!“

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