Rückenmarkstumoren können sowohl direkt im Rückenmark selbst als auch in angrenzenden Strukturen wie der harten Rückenmarkshaut entstehen. Sie sind häufig gutartig, bösartige Formen treten dagegen seltener auf. Unabhängig von ihrer Art führen sie jedoch zu Beschwerden, sobald sie Druck auf das Rückenmark oder die davon abgehenden Nervenfasern ausüben. Dies kann die Kommunikation zwischen dem Gehirn und verschiedenen Körperregionen beeinträchtigen, was wiederum Lähmungen, Empfindungsstörungen oder Blasen- und Mastdarmstörungen zur Folge haben kann. Solche Anzeichen werden in der Medizin als „neurologische Ausfälle“ bezeichnet.
2007 begann alles mit Rückenschmerzen. Anastasia Abermuth vermutete, dass die Beschwerden mit ihrer Schwangerschaft zusammenhingen. Doch 2011 folgte die erschütternde Diagnose: ein Tumor im Rückenmark. Die notwendige Operation riss sie deshalb für ein halbes Jahr aus ihrem Alltag, doch Anastasia Abermuth kämpfte sich zurück ins Leben. Besonders die Reha in Gailingen spielte eine entscheidende Rolle für ihre Genesung.
Schon während meiner ersten Schwangerschaft hatte ich Rückenschmerzen und bemerkte, dass ich zunehmend die Kraft und Kontrolle in meinen Armen und Beinen verlor. Die Diagnose erhielt ich jedoch erst nach meiner zweiten Schwangerschaft und der Entbindung. Im Jahr 2011 kam ich ins MRT, und der Befund war eindeutig: Ein Rückenmarkstumor. Dann ging alles sehr schnell – drei Monate später wurde ich in Tübingen operiert und direkt danach in eine Reha in Bad Wildbad gebracht. Dadurch wurde ich für ein halbes Jahr aus meinem gewohnten Leben gerissen. Zunächst war ich auf einen Rollstuhl angewiesen.
Richtig verarbeiten konnte ich das Ganze erst nach der OP. Davor war ich mit meinem Kleinkind und meinem neugeborenen Baby beschäftigt. Ich habe bis zum OP-Termin noch gestillt. Ich hatte keine Zeit, mir Gedanken über meinen Zustand zu machen. Erst danach kamen die Fragen: „Was bedeutet das jetzt für mich? Was kommt auf mich zu? Kann ich noch arbeiten? Wie wird mein Leben weitergehen?“
2014 kam ich zum ersten Mal in die Kliniken Schmieder nach Gailingen und habe direkt mit Rückentraining und Gleichgewichtstherapien begonnen. Zudem habe ich auch viele neuropsychologische Gespräche geführt, was ich zu Beginn wirklich gebraucht habe. Die Therapien haben mir so gutgetan, dass ich bisher schon fünfmal da war. Ich freue mich immer wieder, hier zu sein. Der Fokus liegt nur auf mich und auf meine Reha Ich kann einfach loslassen. Wenn ich nicht in der Therapie bin, genieße ich meine Lesezeit und tauche in verschiedene literarische Geschichten ein. Ich lese querbeet alles und daraus schöpfe ich auch viel Kraft.
Das Schwierige an neurologischen Erkrankungen ist, dass sie oft schleichend beginnen. Man denkt zunächst, dass man alleine zurechtkommt und keine Hilfe benötigt. Doch irgendwann wird einem bewusst: Ich komme nicht alleine klar und brauche Unterstützung. Deshalb ist es gut, dass man die Möglichkeit hat, eine Reha für 4-6 Wochen zu beantragen. Ich brauche die Reha, um meine Batterien wieder aufzuladen und die Schmerzen zu lindern. Ich habe nach wie vor Missempfindungen, die wohl nie ganz verschwinden werden – meistens ein Kribbeln oder Stechen in Armen und Beinen. Bei Kälte zum Beispiel reagiert mein Körper sehr empfindlich, da spüre ich die Schmerzen extrem. Doch ich habe inzwischen gelernt damit zu leben, weil ich es schon so lange habe.
Die Lage der Klinik in Gailingen ist wunderschön, und der Standort ist einfach großartig. Für mich fühlt es sich immer an, als käme ich nach Hause. Ich stamme aus dem Schwarzwald und der ruhige Ort mit direktem Waldzugang erinnert mich sehr an meine Heimat. Ein weiterer entscheidender Grund für meine Wahl der Klinik war die Berufstherapie, die dort angeboten wird. Ich bin gelernte Industriekauffrau und verantwortlich für Produktion, Steuerung und Planung. Die Arbeit bedeutet mir sehr viel, und es war mir besonders wichtig, wieder in meinen Beruf zurückkehren zu können.
Die Berufstherapie dient dazu, das Arbeitsleben realitätsnah zu simulieren. In der Therapie geht es nicht nur darum, über berufliche Tätigkeiten zu sprechen: Die Therapeuten stellen auch gezielt Aufgaben bereit, die den Anforderungen unseres Berufs entsprechen. Ich erhielt Aufgaben wie das Ausfüllen von Tabellen, das Erstellen von Produktionsplänen oder die allgemeine Nutzung des Computers. Durch diese praxisnahen Übungen konnte ich meine Defizite erkennen und konkrete Strategien entwickeln, um diese zu überwinden. Die Berufstherapie hat mir daher sehr geholfen und ich kann sie allen empfehlen, die den Wiedereinstieg ins Berufsleben anstreben.
Dieses Jahr merke ich, dass ich in der Ergotherapie sehr gut aufgehoben bin, weil ich mich intensiv auf meine Feinmotorik konzentrieren kann. Meine aktuelle Lieblingstherapie ist die Werktherapie. Dort geht es viel um spielerische Handarbeit und Konzentration. Man kann sich stark kreativ austoben – basteln, malen oder etwas bauen, es ist für jeden etwas dabei. Dieses Jahr habe ich an einem Korb gearbeitet, was viel Geschick und Präzision erfordert, da ich mit den Händen genau arbeiten muss und keine Fehler passieren dürfen.
Wie es für mich ist, hier zu sein? Ich muss sagen, dass ich mich in der Reha wie in einem geschützten Raum fühle. Draußen fühle ich mich eher wie ein Exot, aber hier bin ich von Menschen umgeben, die gleiche oder ähnliche Probleme haben. Ich kann mich mit den Patienten austauschen und mit den Ärzten und Therapeuten auch über alles sprechen. Für mich ist es super motivierend, wenn man von Mitpatienten hört, wie sich der gesundheitliche Zustand durch die Reha verbessert hat.
Ich würde Betroffenen raten: Probiert so viel wie möglich aus und versteift euch nicht auf eine einzige Therapie. Es gibt viele verschiedene Ansätze, die man ausprobieren kann, und ich schätze es sehr, dass die Therapeuten flexibel sind und auf die individuellen Bedürfnisse eingehen. Auch der Austausch mit anderen ist äußerst wertvoll. Er schenkt nicht nur Motivation, sondern hilft auch dabei, Ängste und Sorgen loszulassen.