Als Dagmar Klünder Anfang März 2021 in die Phase B zur neurologischen Rehabilitation in den Kliniken Schmieder Heidelberg aufgenommen wird, hat sie bereits einen sehr schweren Krankheitsverlauf hinter sich. An Neujahr wird sie mit einer deutlichen Verschlechterung der Atmung im Klinikum Karlsruhe aufgenommen. Hier wird eine COVID-19-Pneumonie festgestellt. Trotz Intensivmaßnahmen, u.a. Beatmung und Versorgung mit Trachealkanüle, sowie medikamentöser Behandlung verschlechtert sich ihr Zustand rapide weiter. Der kritische Zustand zieht sich über mehrere Wochen hinaus, währenddessen kommt es zu weiteren Komplikationen.
Zum Zeitpunkt der Verlegung in den Kliniken Schmieder ist Dagmar Klünder nach wie vor monitorüberwachungspflichtig, kaum ansprechbar und wird über eine Nasogastralsonde ernährt. Hände und Füße kann sie kaum bewegen, außerdem leidet sie unter einer Stuhl- und Harninkontinenz. In allen Bereichen des täglichen Lebens ist sie zu diesem Zeitpunkt auf pflegerische Unterstützung angewiesen.
Mit den intensiven Maßnahmen der Frührehabilitation geht es ihr aber von Tag zu Tag besser. Sie wird zunehmend mobiler, wacher und kontaktfähiger. Auch die Schluckfunktion bessert sich dank der logopädischen Therapie. Später gelingt ihr auch die Entwöhnung von der Trachealkanüle, sodass sie in die Phase C verlegt wird. Vier Wochen später, Mitte Juni 2021, geht es Dagmar Klünder so gut, dass sie nicht mehr auf den Rollstuhl angewiesen ist und mit dem Rollator aus den Kliniken Schmieder nach Hause entlassen wird.
Dagmar Klünder hat es wie andere in dieser Pandemie aus dem Nichts kalt erwischt: Ein paar Tage nach Weihnachten 2020 bekommt sie Schmerzen in der Brust, klagt über ein Brennen in der Lunge, Atemnot. Ihre Frau Christiane hatte selbst erst an Heiligabend die Nachricht bekommen: Covid-positiv, aber glücklicherweise mit mildem Verlauf, kaum Symptomen. Die Schmerzen bei ihrer Frau hingegen werden stärker, schließlich ruft sie den Notarzt.
Dann geht alles ganz schnell: Wenige Stunden später liegt Dagmar Klünder im Koma, wochenlang. Im Städtischen Klinikum Karlsruhe schwebt sie zwischen Leben und Tod. Ihre Frau wird ein paar Mal telefonisch darüber informiert, dass es nicht gut um Dagmar Klünder stehe und die Ärzte nicht wüssten, ob sie die nächste Nacht überhaupt überleben würde. Für die 67-Jährige ist es schwer zu ertragen, daran zu denken, welche emotionale Belastung das für ihre Frau während dieser Zeit sein musste. „Es tut mir so leid, dass ich ihr so viel Kummer bereitet habe“, sagt sie.
Dabei ist es ja gerade Dagmar Klünder, deren Körper durch die Covid-19-Erkrankung eine enorme Belastung erfährt: Sie muss künstlich beatmet werden, ihre Lunge und auch die Leber erwischt es schwer. Doch Dagmar Klünder gibt sich nicht einfach geschlagen, sie kämpft sich zurück. „Ich musste schon mein ganzes Leben lang kämpfen, als Kind hatte ich Scharlach und wäre daran fast gestorben. Zudem habe ich schon jahrelang Diabetes und andere Vorerkrankungen. Der Klünder’sche Dickkopf lässt sich aber nie unterkriegen“, betont sie mit einem Schmunzeln im Gesicht.
Dass sie heute so offen über ihre wohl schwerste Zeit ihres Lebens sprechen und wieder mit Freude in die Zukunft schauen kann, verdanke sie vor allem ihrer Frau und den Ärzten, die „das Letzte aus mir herausholen“. Damit meint sie nicht nur ihre Lebensretter im Städtischen Klinikum Karlsruhe, sondern vor allem auch die Ärzte sowie Therapeuten und Pflegekräfte in den Kliniken Schmieder Heidelberg.
Seit März 2021 ist Dagmar Klünder hier, eine von mehreren Post-Covid-19-Patienten, die sich am Speyererhof rehabilitieren. Die gebürtige Berlinerin, die in Duisburg aufgewachsen und wegen der Liebe zu ihrer heutigen Frau Christiane vor vielen Jahren nach Karlsruhe zog, ist dankbar für die intensiven und spezialisierten Post-Covid-19-Therapien.
Noch hat Dagmar Klünder erhebliche Einschränkungen beim Stuhlgang und mit dem linken Bein beim Gehen, ihre Leberwerte sind noch nicht optimal und ihre Zunge pelzig. Und auch mit einigen typischen Post-Covid-Symptomen muss sie sich auseinandersetzen. Ihr Geruchs- und Geschmackssinn ist zum Beispiel eingeschränkt bzw. hat sich verändert: „Vor meiner Erkrankung habe ich Bananen geliebt, jetzt ekel ich mich vor ihnen.“
Dennoch, im Hinblick auf die Schwere ihres Krankheitsverlaufes, schreitet ihre Genesung schnell voran. Täglich kommen beim Gehen mit dem Rollator ein paar Meter hinzu und auch Leber und Lunge erholen sich. „Ich freue mich jeden Tag darüber, hier zu sein. Alle haben immer ein liebes Wort übrig, das ist toll.“ Also auch aus emotionaler Sicht tue ihr der Aufenthalt gut, sagt sie.
Dennoch zieht sie es verständlicherweise wieder zurück in die eigenen vier Wände und zu ihrer geliebten Frau Christiane, mit der sie seit zwanzig Jahren zusammen ist. „Wir sind eins und das fehlt mir hier“, erzählt die Rentnerin.