»Ich will weiterleben«

Patienten berichten

Nach einem schweren Unfall lag Florian Haller 15 Tage lang im Koma

»Meine Frau, Krankenschwester und Ärztin – das sind meine drei Engel«

Schädel-Hirn-Trauma

Von einem Schädel-Hirn-Trauma spricht man bei Verletzungen der Kopfschwarte, des Schädels und des Gehirns, welche durch äußere Gewalteinwirkung entstanden sind. Ursachen bei jungen Patienten sind am häufigsten Verkehrsunfälle, bei älteren Menschen Stürze. Die Verletzungen können einzeln oder kombiniert vorliegen – in jedem Fall jedoch wird das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Wegen der Gefahr von Hirnblutungen oder anderer Komplikationen wird für jeden Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma die Beobachtung im Krankenhaus empfohlen. Sogenannte Sekundärschäden können durch eine schlechte Hirndurchblutung oder durch das „Einklemmen“ von anschwellenden Hirnteilen in vorgeformten Knochenhöhlen oder Bindegewebsstrukturen des Schädels auftreten.

Im November 2014 ändert sich das Leben von Florian Haller schlagartig. Bei einem Arbeitseinsatz als Gaswasserinstallateur fällt er von einer acht Meter hohen Hebebühne und erleidet dabei ein schweres Schädel-Hirn Trauma. Nach 15 Tagen Koma wacht er wieder auf und muss sein Leben umstrukturieren. Im Gespräch erzählt er uns stolz, welche Fortschritte er bei den Kliniken Schmieder gemacht hat und was ihm Kraft gibt.

„In der Klinik in Ravensburg bin ich aus dem Koma erwacht, konnte aber nicht mehr sprechen. Im Koma hatte ich über 41 Grad Körpertemperatur. Es hätte sein können, dass ich sterbe, aber ich wollte nicht in den Himmel, ich wollte wieder runter und meine Kinder sehen. Und dann bin ich auf einen Schlag wieder wach geworden. Ich konnte nicht mehr richtig sprechen, die einzigen Wörter, die ich sagen konnte waren „Position“ und „Mia“ (eine meiner Töchter). Warum genau diese beiden Wörter weiß ich bis heute nicht.

Ich musste über vier Stunden operiert werden, denn von den Beinen bis hoch zum Kopf ist alles geschädigt worden. Die Ärzte haben nicht damit gerechnet, dass ich wieder aufwachen werde, doch meine Frau hat an mich geglaubt, gesagt, dass ich wieder aufwachen würde. Und das tat ich. Ab diesem Zeitpunkt ging es dann im Rollstuhl weiter. Ich wollte aber unbedingt wieder aufstehen. In kürzester Zeit konnte ich wieder laufen, zwar etwas schräg, aber ich habe an mich geglaubt und alle Kraft aufgebracht, um das zu schaffen.

Anfang Mai 2015 war ich dann endlich für vier Monate bei den Kliniken Schmieder. Am Anfang war ich noch total zusammengekrümmt, ein Jahr später ging es schon besser und jetzt kann ich das erste Mal meine Hand aufmachen, ohne dass sie automatisch wieder zugeht. Hier hat man mir gezeigt was es heißt, wieder in die Gänge zu kommen und einfach zu machen.
Frau Dr. Marinou, meine Frau Nicole und meine Krankenschwester Jenny – das sind meine 3 Engel. Die haben nicht nur auf mich aufgepasst, sondern mich auch herausgefordert. Die mussten viel mit mir durchmachen, aber es ist Wahnsinn, was sie geleistet haben. Die haben das alle so gut mit mir hinbekommen, jeden Tag die Dinge erneut zu probieren, bis es funktioniert hat. Sie haben es geschafft, mich wieder zum Lachen zu bringen.

Ich wurde nicht bemitleidet, sondern musste direkt etwa acht Therapien am Tag machen. Die Therapien haben viel geholfen und die Therapeutinnen haben ihr Bestes gegeben. Das Zusammenspiel aus allen Therapien war der Weg zum Erfolg. Ich kann mittlerweile sogar eine Bahn im Schwimmbad hin und zurück schwimmen- und das mit nur einer funktionsfähigen Hand. Es macht jedes Mal unheimlich viel Spaß hier zu sein und weiter zu machen. Ich will mit der einen Hand genau das Gleiche machen können wie andere, die zwei Hände haben. Es muss ja irgendwie weitergehen und funktionieren. Das war immer mein Ziel, ich habe mir immer gesagt: „Ich möchte meine Hand wieder haben“. Jetzt funktioniert sie zwar nur teilweise, aber vielleicht ist es ja nächstes Jahr wieder ein Stück besser. Ich arbeite Jahr für Jahr an meinen Schwachstellen. Auch privat funktioniert das gut, ich habe Montag- bis Freitagvormittag meine Therapien, wenn die Kinder in der Schule sind. Und jedes Jahr bekomme ich es hin, dass ich vier oder fünf Wochen zu den Kliniken Schmieder kommen kann. Ich fühle mich hier sehr wohl, es ist fast schon wie ein Zuhause für mich.

Von Anfang an war ich der Meinung, man muss über seine Grenzen gehen, um Erfolge zu sehen. Das rate ich auch anderen Patienten. Ich habe es während des Komas gemerkt und ich merke es heute noch: „Ich will weiterleben!“. Man darf nicht den Kopf hängen lassen und aufgeben, sondern man muss einfach weitermachen. Ich bin stolz auf meinen Fortschritt und zeige auch offen und ehrlich meine große Narbe am Kopf, die gehört eben zu meinem Leben dazu, das bin ich.“

Kontakt