»Ich möchte einfach normal weiterleben.«

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Julien Langs Weg zurück in den Jobs

»Ich möchte einfach normal weiterleben«

Schädelhirntrauma

Von einem Schädelhirntrauma (auch SHT) spricht man bei Verletzungen der Kopfschwarte, des Schädels und des Gehirns, durch äußere Gewalteinwirkung. Die Verletzungen können einzeln oder kombiniert vorliegen – in jedem Fall wird das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Bis zu 270.000 Menschen erleiden in Deutschland jährlich ein SHT. Je nach Schwere des Traumas können flüchtige Funktionsstörungen bis zu schwersten Störungen mit der Notwendigkeit der  intensivmedizinischen Behandlung und operativen Therapie vorliegen.

Seit Julien Lang von einem LKW angefahren wurde, ist sein Leben anders als zuvor. Durch das schwere Schädelhirntrauma, das der Unfall verursacht hat, kann er zunächst nicht mehr atmen, essen oder laufen. Nach einigen Reha-Aufenthalten, viel Training und mit starkem Willen ist er inzwischen auf dem Weg zurück in seinen Beruf.

„Am 1. Februar 2023 war ich joggen, so wie an jedem Tag. Als ich einen Zebrastreifen überquert habe, hat mich ein LKW erwischt. Ein Müllwagen war es, um genau zu sein. Ich kann mich aber an nichts mehr erinnern. Ich lag vier Wochen im Koma. Als ich wieder aufgewacht bin, war ich in der Satellitenstation der Kliniken Schmieder in Stuttgart. Ich hatte ein schweres Schädelhirntrauma, war mit einer Trachealkanüle und einer Ernährungssonde versorgt. Laufen konnte ich nicht. Die Ärzte hatten mir noch am Unfalltag ein Stück des Schädelknochens entnehmen müssen. Kurz nachdem es wiedereingesetzt wurde, bin ich zur Reha in die Kliniken Schmieder nach Gerlingen gekommen, das war etwa 3 Monate nach dem Unfall.

Dort habe ich wieder laufen gelernt. Das war harte Arbeit. Sobald es ging, bin so viel wie möglich gelaufen. In der Nähe der Klinik ist ja das Schloss Solitude, dort bin ich oft hingelaufen. An einem Tag war ich sogar dreimal dort. Inzwischen jogge ich auch hin und wieder. Vor dem Unfall habe ich das jeden Tag gemacht. Durch den Unfall hat sich vieles verändert. Mein Arbeitsgedächtnis und meine Planungsfähigkeit sind nicht mehr so, wie früher. Auch mit dem Gleichgewicht und der Koordination habe ich Schwierigkeiten. Die größte Veränderung ist, dass ich nicht mehr arbeite. Ich war im Finance-Bereich tätig, und da möchte ich wieder hin. Jetzt bin ich schon zum zweiten Mal in der Tagesklinik Stuttgart, dieses Mal zur beruflichen Reha. Meine Ärztin hat mir sehr geholfen, sie bemüht sich sehr darum, dass ich wieder arbeiten kann. Sie hat mit meinem Arbeitgeber gesprochen, einen Termin mit der Betriebsärztin organisiert, solche Sachen. Jetzt arbeite ich zwei bis drei 3 Tage pro Woche in meiner alten Firma. Optimal wäre es, wenn ich nach der Reha eine stufenweise Wiedereingliederung starten kann. Das ist absolut das Ziel. Auch mein Arbeitgeber will mich gerne wieder an Bord haben.

Ich habe schon so viele Fortschritte gemacht, alleine, dass ich wieder laufen kann! Auch im Kopf bin ich fitter geworden, seit der letzten Reha hat sich mein Gedächtnis verbessert. Ich tue viel dafür, zu Hause habe ich etliche Gehirntrainingsprogramme. In Zukunft möchte ich ganz klar wieder arbeiten, und ansonsten so wenige Einschränkungen wie möglich haben. Ich möchte einfach normal weiterleben. Meine Familie und Freunde geben mir Kraft. Mich einfach mit Freunden treffen und mit ihnen reden, das tut gut. Mit einem Kumpel war ich vor Kurzem in Gelsenkirchen auf einem Konzert, sowas ist einfach cool. Zu Hause höre ich zurzeit total gerne Hörbücher, das habe ich früher nicht gemacht.

Ich bin jemand, der eine starke Willenskraft hat. Wenn ich ein Ziel habe, dann erreiche ich das normalerweise. Auch meine Familie sagt, dass ich schon immer einen unbändigen Willen habe. Das kommt mir jetzt sehr zugute. Ohne den wäre es, glaube ich, schwierig geworden. Mein Tipp an andere: Immer wollen und machen. An sich glauben und positiv bleiben."

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