Von einem Schädel-Hirn-Trauma spricht man bei Verletzungen der Kopfschwarte, des Schädels und des Gehirns, welche durch äußere Gewalteinwirkung entstanden sind. Ursachen bei jungen Patienten sind am häufigsten Verkehrsunfälle, bei älteren Menschen Stürze. Die Verletzungen können einzeln oder kombiniert vorliegen – in jedem Fall jedoch wird das Gehirn in Mitleidenschaft gezogen. Wegen der Gefahr von Hirnblutungen oder anderer Komplikationen wird für jeden Patienten mit Schädel-Hirn-Trauma die Beobachtung im Krankenhaus empfohlen. Sogenannte Sekundärschäden können durch eine schlechte Hirndurchblutung oder durch das „Einklemmen“ von anschwellenden Hirnteilen in vorgeformten Knochenhöhlen oder Bindegewebsstrukturen des Schädels auftreten.
Es war bereits dunkel, als Mattis Schwesig im Juni 2015 spätabends mit seinem Skatebord einen Abhang hinunterfuhr und stürzte. An die rasante Fahrt kann er sich noch gut erinnern, aber an seinen Fall und an die Wochen danach hat er jede Erinnerung verloren. Für seine Frau war es ein Schock, als um zwei Uhr nachts die Polizei vor der Tür stand. Mattis Schwesig musste sein Studium vorläufig beenden. Der junge Vater hatte gerade mal ein Semester Theologie studiert. Einen Monat lang lag er im Koma, bevor er Anfang August in den Kliniken Schmieder in Gerlingen aufwachte.
„Es war ein Wunder, dass diese Spaziergängerin da war, die den Notarzt gerufen hat. Ursprünglich wollte sie mit ihrem Hund eine ganz andere Strecke laufen. Ich weiß noch, dass ich den Berg runtergefahren bin und dann hab' ich mir den Kopf verletzt. Ich hatte eine so schwere Verletzung, dass mein Knochen herausoperiert werden musste, weil so viel Druck im Kopf war. Das erste, an das ich mich wieder erinnern kann, ist, dass ich in den Kliniken Schmieder Gerlingen aufgewacht bin. Anfang August war das.
In Gerlingen war das Leben ruhig und sanft. Ich habe mich gut eingewöhnt und bin gerne dort gewesen. Ich hatte erst nicht so viele Therapien, aber dann wurden es stetig mehr: Ergotherapie, Neuropsychologie, Physiotherapie … viele Kurse hatte ich unten im Untergeschoss. Massage und Medizinische Trainingstherapie hatte ich sehr oft. Die Neuropsychologie hat mir sehr geholfen. Durch sie hab' ich einen großen Entwicklungsschub gemacht. Logopädie war für mich gut, weil ich Sprachprobleme habe und oft Wörter suche, die mir nicht einfallen. Es hat einige Zeit gedauert, bis das besser wurde und auch jetzt gehe ich weiter in die Logopädie.
Es waren immer wieder kleine Fortschritte: als der Beatmungsschlauch herauskam und ich endlich wieder sprechen konnte, als die Magensonde entnommen wurde und ich wieder essen konnte. Am Anfang war ich hier einen Monat lang im Rollstuhl, danach hatte ich einen Rollator. Ich mochte den Rollator nicht, fand ihn schlimmer als den Rollstuhl, aber ich bin damit gut gelaufen. Nach zwei, drei Monaten konnte ich wieder gehen. Das war ein echter Glücksmoment für mich. Es war die Physiotherapie, die mich dahin gebracht hat. Eine starke Leistung. Die Therapeuten sind so gut, und so herzlich und offen, ich hab' mich hier wirklich wohl gefühlt. Durch die lange Reanimation war die Prognose für’s Herz nicht so toll. Noch im September war die linke Herzklappe schlechter, nicht so leistungsfähig. Deswegen war es auch ein besonderer Moment, als der Arzt bei der letzten Untersuchung gesagt hat, dass das Herz wieder gut sei.
Wir hatten viele, die für uns gebetet haben. Gott hat uns ermutigt und seine Hand über uns gehalten. Unsere Familie ist bravourös. Die haben mich so oft besucht und mussten dazu 800 Kilometer pendeln. Das war so ein Rückhalt, dass die Familie immer gekommen ist, das war toll. Zuhause habe ich jetzt fünf Mal in der Woche Kurse: am Dienstag und am Donnerstag Logopädie und Ergotherapie, das ist der Turnus. Danach kann ich zuhause puzzeln oder spielen oder einfach lesen und vor allem genieße ich es, spazieren zu gehen.
Durch den Unfall bin ich ruhiger und ausgeglichener geworden. Ich freue mich so, dass ich leben kann. Am Anfang war das echt kritisch. Gott hat mir ein zweites Leben geschenkt. Vor dem Unfall konnte ich mich schon auch aufregen. Seit dem Unfall bin ich viel gelassener. Dass ich meine Hände, alle meine Finger und meine Beine bewegen kann und alles wieder tun kann wie vorher, sehe ich als Privileg. Ich fühle mich in meinem Körper wie zuvor. Nur das Sprechen ist ein bisschen schwer, aber das wird auch noch besser.
Anderen Patienten möchte ich Geduld und Stärke mitgeben. Geduld braucht man für die Therapien und weil der Genesungsprozess langsam ist. Innere Stärke braucht man, um sein Leben in die Hand zu nehmen und zu kämpfen. In Zukunft möchte ich weiter Theologie studieren, das ist mir ein Anliegen. Ich hab solches Vertrauen in Gott und freue mich so, dass es mir jetzt wieder gut geht.“