Der Schlaganfall ist keine einheitliche Erkrankung; der Oberbegriff „Schlaganfall“, auch Apoplex oder Hirninsult genannt, wird für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen verwendet, die verschiedene Ursachen und damit auch unterschiedliche Therapien erfordern. Je nach Ursache sprechen Ärzte präziser vom „Hirninfarkt“, wenn der Schlaganfall durch eine Mangeldurchblutung des Gehirns hervorgerufen wurde oder von einer „Hirnblutung“, wenn er durch den Austritt von Blut in das Hirngewebe verursacht wurde. Knapp 270.000 Schlaganfälle* ereignen sich jährlich in Deutschland, etwa 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle. *Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Dr. Mohamed Ugla kommt ursprünglich aus Syrien und arbeitet bis zu seiner Pensionierung 2004 als Internist in Deutschland. Als begeisterter Sportler geht er häufig Nordic Walken, Reiten, Fahrrad fahren, Tennis spielen und in die Berge zum Skifahren. Außerdem unternimmt er regelmäßig Reisen durch die ganze Welt. Anfang August bekommt er morgens plötzlich eine Schwäche im linken Arm und im linken Bein und wird auf die Intensivstation einer Uniklinik gebracht. Diagnose: Schlaganfall. Die Rehabilitation beginnt er mit einer beinahe komplett gelähmten linken Körperhälfte. Doch was er in den wenigen Wochen in der Therapie erreicht bezeichnet selbst der Mediziner als ein Wunder.
"An meinen Schlaganfall kann ich mich nicht mehr erinnern, ich weiß nur das, was mir meine Frau erzählt. Aber an alles andere sehr gut. Kurz vor meiner Entlassung aus der Uniklinik fragte ich einen Arzt wie gut meine Chancen seien wieder laufen zu können und meinem Sport nachzugehen. Er antwortete, dass kleine Verbesserungen möglich wären, aber dass ich mir keine Hoffnungen auf relevante Fortschritte machen sollte. Nicht relevant - das war niederschmetternd. Als ich in die Kliniken Schmieder nach Allensbach kam, war ich niedergeschlagen. Aber schon am zweiten Tag habe ich gemerkt, dass ich mich innerlich nicht damit abfinde, was der Arzt gesagt hatte. Ich dachte mir, ich habe eine junge, hübsche Frau und will die spätere Phase in meinem Leben genießen, aktiv sein und im Winter in den Sommer reisen. Also habe ich meine ganze innere Energie eingesetzt und angefangen zu kämpfen.
Und dabei haben mir alle in der Klinik geholfen: die Pfleger, die Therapeuten, die Ärzte und auch mein Stationsleiter. Er kam zum Beispiel eines Morgens zu mir um mir beim Duschen zu helfen, bei dem ich immer gesessen bin. Er meinte zu mir, dass wir heute im Stehen duschen und ich erwiderte, dass ich das noch nicht könne. „Und ob Sie das können!“ sagte er dann zu mir und so habe ich zum ersten Mal wieder im Stehen geduscht. Doch das war ihm noch nicht genug. Er meinte, dass ich noch zur Tür gehen sollte. Wieder sagte ich, das würde auf keinen Fall gehen. Daraufhin meinte er: „Bevor Sie fallen, habe ich Sie zehn Mal aufgefangen.“ Also bin ich losgelaufen. Und zwar bis zur Tür. Das war unglaublich und selbst für mich wie ein Wunder. Ab dann kam er jeden Morgen auch außerdienstplanmäßig zu mir und hat mit mir geübt. Streng hat er darauf geachtet, dass ich nicht gebückt, sondern aufrecht laufe. So hat er wieder einen jungen Mann aus mir gemacht!
Das Menschliche zwischen dem Patient und seinem Umfeld ist unheimlich entscheidend und man spürt es einfach, wer einem wirklich helfen möchte. Ich war in meinem Leben in vielen Kliniken und dort gab es auch nette Leute, aber so gut wie das Personal hier ist, hab ich das nirgendwo erlebt. Fachlich und auch menschlich.
Über die Therapiewochen war es also das A und O meinen inneren Willen zielgerichtet einzusetzen, die Behandlungen anzunehmen und die ganze Therapie konsequent mitzumachen. Ich habe manchmal auf die Zähne beißen müssen wenn die eine oder andere Schmerzgrenze erreicht wurde, aber das muss man aushalten damit es vorwärts geht und ich habe nie aufgegeben. Und diese Klinik hat mir dabei wirklich sehr geholfen.
Bevor ich mit dem Lauftraining richtig begonnen hatte wollte ich eines Tages mit meiner Frau runter ins Dorf. Also sind wir gemeinsam dort hin und wieder zurück gelaufen. Abends fragte mich ein Arzt was ich den Tag über gemacht habe und ich antwortete, dass ich in Allensbach gewesen sei. „Mit dem Taxi oder dem Bus?“ fragte er. „Zu Fuß,“ meinte ich und der Arzt konnte es kaum glauben. Ich bin sehr ehrgeizig, pathologisch ehrgeizig sogar, wenn ich etwas will, dann schaffe ich das auch.
In der arabischen Welt wird gesagt, dass wenn jemand einen Hirnschlag hat, er sich erst gar nicht behandeln zu lassen braucht. Man sagt, dass es sowieso hoffnungslos sei. Ich bin der Beweis dafür, dass das Unfug ist.
Angetrieben von den Erfolgen lernte ich innerhalb weniger Wochen wieder Treppen zu steigen, zu duschen, den linken Arm und die linke Hand wieder zu bewegen. Noch ist es nicht wie vorher, aber ich werde nicht nachlassen und in den nächsten Monaten konsequent ambulant weiter arbeiten. Und das bis ich wieder bei 100 Prozent bin. Ich höre nicht auf bis es wieder so ist wie früher."