»Dienstags geht's mir saumäßig gut«

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Roland Sitzler: Optimismus und Trainingseifer

»Dienstags geht's mir saumäßig gut«

Hemiparese / Hemiplegi

Das Wort „hemi" kommt aus dem Griechischen und bedeutet halb, während „Parese" Erschlaffung bedeutet. Eine Hemiparese bezeichnet also eine unvollständige Halbseitenlähmung. Bei kompletter Lähmung einer Seite spricht man von Hemiplegie. Beides sind Folgen der Schädigung einer Gehirnhälfte. Weil die linke Gehirnhälfte die rechte Körperseite steuert und umgekehrt, ist die jeweils gegenüberliegende Körperseite betroffen. Bewegungsstörungen in Bein, Arm und Hand sind typisch, aber auch die Muskulatur im Gesicht kann betroffen sein. Weil das Sprachzentrum in der linken Gehirnhälfte sitzt, haben daher rechts betroffene Hemiparetiker häufig mit Sprachstörungen zu kämpfen.

Im Oktober 2011. Als selbstständiger Versicherungskaufmann war Roland Sitzler beruflich erfolgreich und selbstbestimmt. Marathonläufe waren seit 20 Jahren seine Disziplin. Auf 70.000 Kilometer hatte er es bereits gebracht. Trotzdem ereilte Roland Sitzler ein Schlaganfall in der linken Gehirnhälfte. Sein Glück war, er konnte bereits nach 45 Minuten auf der Stroke Unit des Bürgerhospitals Stuttgart versorgt werden. Heute nach Rehabilitationsaufenthalten in Gerlingen und der Stuttgarter Tagesklinik arbeitet er wieder an vier Tagen in der Woche. Jeden Dienstag ist er im Ambulanten Therapiezentrum Stuttgart anzutreffen, wo er mit Energie und hoher Motivation an weiteren Fortschritten arbeitet.

„Es war 15.10 Uhr. Ich hatte am Schreibtisch gearbeitet und war im Begriff, ins Wohnzimmer zu gehen. Plötzlich war ich wie festgenagelt. Ich konnte das rechte Bein nicht mehr bewegen. Da klingelte es an der Haustür. Irgendwie schaffte ich es noch aufzumachen. Draußen stand unser Nachbar, der dann den Notarzt rief. Die Verdachtsdiagnose Schlaganfall gab ich ihm mit auf den Weg. Es hätte aber auch eine Kreislaufschwäche sein können. Der Notarzt war schnell und professionell. Bereits 45 Minuten nach dem Schlaganfall war ich auf der Stroke Unit. Bereits nach 6 Tagen hatte ich einen Reha-Platz in Gerlingen.

Ich war hilflos, meine rechte Seite gelähmt. Trotzdem versuchte ich, soviel wie möglich selbst zu erledigen. Alleine aus dem Bett in den Rollstuhl, das war zu Beginn grenzwertig. Nach einer Woche habe ich, zum Erstaunen des Pflegepersonals, selbstständig geduscht. Gerade für die täglichen Verrichtungen war die Ergotherapie sehr hilfreich: Durch das Wunder der Einhandgeräte konnte ich vom ersten Tag an meine Brötchen selbst schmieren, und nach kurzer Zeit war es mir möglich, meine Schuhe durch das Erlernen des Einhandknotens selbst zu binden. Täglich Physio- und Ergotherapie und anfänglich auch Logopädie gehörten zu meinem Programm. Genauso wie 20 Minuten am Stehpult und dann kurze Zeit später dreimal 20 Minuten am Motomed. Ein Meilenstein war für mich, als ich mich aus dem Rollstuhl am Gehbarren selbstständig hochziehen und zwei Meter vor und wieder zurück gehen konnte. Das war nach vier Wochen. In den drei Monaten Reha waren die täglichen Fortschritte riesengroß, vor allem im Bein. Bis heute bin ich von unglaublich vielen positiven Menschen begleitet worden. Von den Ärzten über die Therapeuten, die sich in sagenhafter Weise mit mir befassten, bis zu meiner Frau, den Kollegen und unserem Freundeskreis. Ich hatte den Rücken frei und konnte mich ganz meiner „Sache" widmen.

Auch jetzt freue mich jede Woche über weitere kleine Fortschritte. Dienstags gehe ich zuerst schwimmen und dann im Ambulanten Therapiezentrum der Kliniken Schmieder in die Physio- und Ergotherapie. Danach trainiere ich noch zusätzlich zwei Stunden im MTT-Bereich. Und mache täglich Gymnastik zuhause. Dann bin ich zwar total geschafft, aber gleichzeitig geht es mir saumäßig gut."

 

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