»Ich empfinde tiefe Dankbarkeit«

Patienten berichten

Nach einem Motorradunfall bei 30 km/h schwebte Roland Weber über Wochen in Lebensgefahr

»Ich empfinde tiefe Dankbarkeit«

Plexusläsion

Eine Plexusläsion ist eine Schädigung eines Nervengeflechts im Arm durch Trauma. Bei Erwachsenen kann sie ausgelöst werden durch Motorradunfälle, bei Säuglingen durch Traumen während der Geburt. Sie führt zu sensorischen und motorischen Ausfällen, teilweise oder komplett, und starken Schmerzen. Die Prognose ist abhängig von der Schwere der Verletzung.

Roland Weber erlebte am Pfingstmontag 2014 einen tiefen Einschnitt in sein bisheriges Leben. Sein Motorradclub feierte in Reutlingen das 20-jährige Jubiläum. Beim Verlassen des Festgeländes auf seiner Harley Davidson blickte er sich nach seinen Kameraden um. Im nächsten Moment wurde er von einem entgegenkommenden Fahrzeug vom Motorrad gerissen. Roland Weber geriet unter seine Harley und erlitt lebensbedrohliche Verletzungen im Brustbereich. Vier Wochen Koma, dann acht Wochen Frührehabilitation mit Beatmung. In der anschließenden Rehabilitation bei den Kliniken Schmieder erlebte er enorme Fortschritte. Sein Aufenthalt in der Stuttgarter Tagesklinik steigerte Verfassung und Belastbarkeit, so dass Roland Weber voraussichtlich im Frühjahr 2015 seine berufliche Tätigkeit wieder aufnehmen kann.

„Ich fuhr ganz langsam, als ich mich zu meinen Kumpels umdrehte. Und wohl ziemlich mittig. Jedenfalls erschrak ich sehr, als der Anhänger des entgegenkommenden Transporters mein Motorrad plötzlich umriss. Mein Fehler war, dass ich nicht losließ. So schob sich meine Harley mit ihren 250 Kilogramm auf mich. Es war unerträglich, ich merkte wie Rippen- und Brustbeinknochen zusammenfielen. Nach langen acht Minuten war der Notarzt da. Bereits auf der Fahrt in das nahe gelegene Kreiskrankenhauses fiel ich in ein gnädiges Koma. Mehrere Wochen schwebte ich in Lebensgefahr, hatte 40,7 Grad Fieber und wilde Träume. Ich nahm aber wahr, dass meine Frau mich besuchte.

In der Frührehabilitation kam ich mehr und mehr zu mir. Ich hatte Schmerzen am ganzen Oberkörper und eine Magensonde. Die schlimmste Empfindung aber war die Atemnot. Immer wieder musste meine Lunge abgesaugt werden, sehr unangenehm, aber danach ging es deutlich besser. In der sechsten Woche zeigte mir die Logopädin Atemübungen. Da hat mir sehr geholfen. Zunächst konnte ich mich nur mit Mimik und Lippenbewegungen verständigen. Aufstehen konnte ich mittlerweile wieder. Meine Familie besuchte mich oft. Ich merkte, ,gesundmachen’ können sie mich nicht. Das muss ich alleine hinkriegen.

Dann der Wechsel zu den Kliniken Schmieder in die Stuttgarter Tagesklinik. Die Fortschritte dort waren enorm. Zu Beginn musste ich noch ausruhen nach wenigen Treppenstufen. Doch die ambulante Reha tat mir unheimlich gut. Muskelaufbau und auch die Regeneration der unterschiedlichen Körperregionen waren hervorragend und brachten mich immer besser in Form. In der Tagesklinik genoss ich, dass man an die Hand genommen wird, aber mündig bleibt. Zehn Wochen war ich dort. Ergotherapie und Physiotherapie anfangs jeden Tag, aber auch Neuropsychologie und Ernährungsberatung. Manche Inhalte waren mir nicht ganz verständlich. z. B. in der Ergo Klötze zu stapeln oder mit einer Zange Stäbchen zu fassen, aber ich habe mich darauf eingelassen. Mit zunehmender Zeit ergab sich ein Bild. Erfolg stellte sich ein bei Beweglichkeit und Empfindsamkeit, insbesondere wichtig bei den Aktivitäten des täglichen Lebens. Die Freitags-Vorträge der Ärztlichen Leiterin haben mir geholfen, die Zusammenhänge in meinem Körper zu verstehen. Für mich war das medizinische Angebot ein Rundum-Unterstützungs-Paket. Meine Ausdauer war bei Entlassung so, dass ich problemlos einen Stadtbummel machen konnte und das haben wir dann auch gemacht.

Jetzt gehe ich noch ein bis zweimal die Woche in das Ambulante Therapiezentrum der Kliniken Schmieder im Geschoss über der Tagesklinik, um die Therapie auf Rezept weiterzuführen. Ein Jahr hatte ich mir selbst Zeit gegeben. Im Frühjahr 2015 will ich sachte anfangen, wieder zu arbeiten.“

Mein Ziel:
Vor Allem so weit fit zu werden, um mit meiner Frau die Schönheit der Natur und der Berge zu genießen. Vielleicht auch mal wieder Motorradfahren, jedoch nicht um jeden Preis. Sollte ich Angst haben, werde ich nicht mehr fahren. Dass ich meine Arbeit, die mir sehr viel Spaß macht, wieder zu hundert Prozent ausüben kann.

Meine Sicht der Dinge:
Ich empfinde tiefe Dankbarkeit dass ich überlebt habe und bin mir dessen in jedem Augenblick bewusst. Die Prioritäten im Alltagsleben und auch im Zusammenleben verändern sich. Auch die Wertschätzung der Arbeit von Pflegerinnen und Pfleger, Therapeuten und Ärzten ist jetzt eine viel intensivere.

Kontakt