Der Schlaganfall ist keine einheitliche Erkrankung; der Oberbegriff „Schlaganfall“, auch Apoplex oder Hirninsult genannt, wird für eine Vielzahl unterschiedlicher Erkrankungen verwendet, die verschiedene Ursachen und damit auch unterschiedliche Therapien erfordern. Je nach Ursache sprechen Ärzte präziser vom „Hirninfarkt“, wenn der Schlaganfall durch eine Mangeldurchblutung des Gehirns hervorgerufen wurde oder von einer „Hirnblutung“, wenn er durch den Austritt von Blut in das Hirngewebe verursacht wurde. Knapp 270.000 Schlaganfälle* ereignen sich jährlich in Deutschland, etwa 200.000 davon sind erstmalige Schlaganfälle.
*Angaben der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Stefanie Lutz erleidet in einer Stresssituation eine Hirnblutung. Daraufhin sitzt sie im Rollstuhl, kann vieles nicht mehr selbst machen und verliert ihren Job. Stück für Stück erkämpft sich die lebensfrohe Frau ihre Selbständigkeit zurück. Heute ist sie wieder berufstätig und sie kann wieder sämtliche Treppenstufen des VfB-Stadions erklimmen. Zu Ende ist ihr Weg hier noch lange nicht.
Am 10.10.2018 ist es passiert, ich hatte eine Hirnblutung. In unserer Straße gab es eine Baustelle, und in meiner Wohnung hat es plötzlich nach Gas gerochen. Ich habe den Gasanbieter angerufen, der hat irgendwann seinen Notdienst losgeschickt, und ich sollte die Wohnung verlassen. Den Rest weiß ich von den Nachbarn. Ich bin vor der Haustüre zusammengesunken, der Notarzt ist gekommen. Die Feuerwehr ist in meine Wohnung gestürmt, dabei ist mein Kater weggelaufen. Ich kam ins Krankenhaus, war intubiert und lag vier Tage lang im Koma.
Sobald ich aufgewacht bin, habe ich zum Arzt gesagt: „Ich muss zu meinem Sportkurs.“ Denn ich habe Aerobic- und Fitnesskurse gegeben, und am Tag der Hirnblutung hätte ich noch einen Kurs gehabt. Sport war meine Leidenschaft. Der Arzt hat gesagt: „Jetzt machen Sie mal langsam, jetzt warten wir erstmal, was mit Ihnen ist.“
Nach der Zeit im Krankenhaus war ich zuerst in der Frühreha. Ich wusste nicht, wo ich genau bin, welcher Tag ist. Dann bin ich nach Konstanz, in die Kliniken Schmieder, gekommen. Ich saß im Rollstuhl, ich konnte praktisch gar nichts. Meine ganze linke Seite war betroffen. Meine Freunde haben mich oft besucht, schon im Krankenhaus, dann in der Reha. Sogar Freunde, die ich jahrelang nicht gesehen hatte, sind gekommen. Das war wirklich toll. Meine Freunde haben für mich eingekauft, das machen sie auch heute noch manchmal. Wenn ich etwas brauche, ist immer jemand da, der mir hilft. Also meine Freunde, die sind echt super.
Im April 2019 war ich wieder zu Hause, zur weiteren Reha bin ich in die Tagesklinik in Stuttgart gegangen. Hier habe ich es aus dem Rollstuhl an den Rollator geschafft! Wir haben es einfach immer wieder probiert. Ich bin ein Kämpfer, ich gebe nicht auf. Meine Physiotherapeutinnen haben gesagt, dass es ein großer Vorteil ist, dass ich früher so viel Sport gemacht habe. Die Physio- und Ergotherapeutinnen haben mir überhaupt sehr geholfen, diese Therapien waren und sind die wichtigsten für mich. Die Kliniken Schmieder sind für mich wie eine Familie.
Seit einem Jahr arbeite ich wieder, ich bin technische Zeichnerin. Mein alter Arbeitgeber hat mir nach der Hirnblutung gekündigt, aber ich habe eine neue Stelle gefunden. Ich bin so was von glücklich, arbeiten zu dürfen. Ich möchte als Normalo behandelt werden, und das werde ich hier auch. Ich bin wieder im sozialen Leben, und das motiviert mich, noch mehr zu erreichen. Also immer kämpfen, nicht aufgeben. Und ich verdiene wieder mein eigenes Geld. Wie sich das anfühlt! Darauf bin ich stolz.
Kraft gibt mir mein starker Wille. Ich setzte mir sehr hohe Ziele und fordere mich ständig. Da bin ich brutal. Ich will gesundwerden, ich will wieder normal laufen. Manchmal fordere ich zu viel von mir, das muss ich zugeben. Aber dann denke ich mir: ich will und ich werde nicht aufgeben. Immer weiterkämpfen. Es gibt zwar immer wieder Rückschläge, aber dann geht es plötzlich wieder nach vorne.
So richtig entspannen kann ich bei Fußballspielen. Ich bin Stuttgart-Fan, schon seit 20 Jahren. Früher habe ich mit meinem Fanclub auch Auswärtsspiele besucht, wir waren sogar in Sankt Petersburg. Seit kurzem gehe ich, wenn möglich, wieder alle 14 Tage ins VfB-Stadion. Das ist schon mal was, denn unser Platz ist ganz oben, und da fährt kein Aufzug rauf. Ich muss sehr viele Treppenstufen laufen und das schaffe ich inzwischen wieder.
Mein Kater ist übrigens zurückgekommen. Irgendwann stand er wohl abends vor meiner Tür, die Nachbarn müssen ihn reingelassen haben. Meine Nichte hat sich dann um ihn gekümmert, und jetzt ist er wieder bei mir.