Bei einem Rückenmarksinfarkt wird das Rückenmark durch eine Sauerstoffunterversorgung geschädigt. Durch die fehlende oder mangelnde Durchblutung werden Signale aus dem Gehirn nicht mehr weitergeleitet, was ähnlich wie bei einer Querschnittslähmung zur Unbeweglichkeit von Körperteilen führt. Dabei ist ganz entscheidend, an welcher Stelle der Infarkt auftritt: Je weiter oben der Infarkt in Richtung des Halsmarkes liegt, desto mehr Körperteile und Funktionen sind von einer Lähmung betroffen. Diese äußerst selten auftretende Form des Infarkts betrifft in erster Linie ältere Menschen. Durch gezielte Therapie besteht die Möglichkeit, dass sich das geschädigte Rückenmark wieder regeneriert – dies hängt jedoch davon ab, wie stark das Rückenmark durch den Infarkt geschädigt wurde.
Der 45-jährige Industriemechaniker Tobias Schmitt startete seinen Tag wie gewohnt, bis ein seltsames Gefühl in seinen Armen und seinem Rücken alles ins Wanken brachte. Kurze Zeit später erlitt er einen Schlaganfall im Rückenmark – eine Diagnose, die sein Leben schlagartig auf den Kopf stellte. Anfangs konnte er weder laufen noch selbstständig essen oder trinken. Doch Tobias Schmitt gab nicht auf. Mit unerschütterlichem Lebensmut und enormer Geduld kämpfte er sich Schritt für Schritt zurück ins Leben und steht heute wieder fest auf den Beinen. Eine Geschichte, die zeigt, dass Stärke und Hoffnung Berge versetzen können.
Am 12. März 2024 hat alles angefangen. Ich wollte mir wie gewohnt einen Kaffee machen. Dabei fiel mir auf, dass etwas nicht stimmte. Das Kaffeepad rutschte mir aus der Hand, und als ich mich bückte, um es aufzuheben, begann mein linker Arm zu kribbeln. Zuerst fühlte es sich an, als wäre er einfach eingeschlafen. Doch das Gefühl wanderte von meinem Arm über meinen Rücken und schließlich auch in den anderen Arm. Es fühlte sich wie ein Brennen an. Trotzdem trank ich erst meinen Kaffee und dachte zunächst, dass ich mir vielleicht etwas eingeklemmt habe.
Das Gefühl im Oberkörper blieb bestehen. Daher entschied ich mich, zu duschen, in der Hoffnung, dass das warme Wasser die Schmerzen lösen könnte. Kaum stand ich unter dem Wasser, bemerkte ich, wie sich meine Hände verkrampften und sich zu Fäusten zusammenzogen, fast wie Bälle. Ich konnte sie nicht mehr öffnen. Als ich aus der Dusche kam, rief ich sofort meine Eltern an, und sie riefen den Notruf. Während ich auf den Krankenwagen wartete, veränderte sich etwas in meinen Beinen. Ich spürte keine Schmerzen, aber ich bemerkte, wie die Kraft nachließ. Es fühlte sich an, als würde alles verschwinden. Tatsächlich konnte ich meine Beine nicht mehr bewegen, geschweige denn laufen.
Im Krankenhaus angekommen, wurde ein MRT durchgeführt. Schnell stand fest: Es liegt nicht am Kopf. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass eine Durchblutungsstörung vorlag. Am nächsten Tag war ich praktisch querschnittsgelähmt. Obwohl ich noch Berührungen auf der Haut spüren konnte, war es mir nicht möglich, meine Beine oder Füße zu bewegen. Insgesamt verbrachte ich 15 Tage im Klinikum in Laar.
Als ich die Diagnose – Schlaganfall im Rückenmark - erhalten habe, bin ich nicht in ein emotionales Loch gefallen. Im Gegenteil: Ich habe die Situation erstaunlicherweise direkt so angenommen, wie sie war. Ich war nicht depressiv. Natürlich war es eine unschöne Situation, aber ich habe sofort umgeschaltet und mir gesagt, dass ich kämpfen muss. Von Anfang an hatte ich eine positive Einstellung. Auch die Frage „Warum ausgerechnet ich?“ habe ich mir nie gestellt. Das war von Beginn an meine Haltung, und bis heute hat sich daran nichts geändert.
In der Reha haben mir alle Therapien sehr geholfen, da jede einzelne einen Einfluss auf die Verbesserung und Heilung meines Körpers hatte. Am Anfang habe ich die Physiotherapie lieber gemacht als die Ergotherapie, weil ich die Fortschritte in meinen Beinen schneller gesehen habe als in meinen Händen. Insgesamt kann ich aber nur sagen, dass ich mich hier in Allensbach rundum wohlgefühlt habe. Die Therapeuten waren großartig, ebenso wie die Pflege, die Verpflegung und die wunderschöne Lage. Hätte ich die Option gehabt, länger zu bleiben, hätte ich diese Möglichkeit sofort genutzt.
In dieser Zeit haben mir vor allem meine Familie und der Kontakt zu Freunden und Bekannten Kraft gegeben. Aber auch einige Mitpatienten, die ich hier kennengelernt habe, waren eine wichtige Stütze. Besonders zwei Personen in meinem Alter, die eine genauso positive Einstellung wie ich hatten, haben mir sehr geholfen. Es ist schön zu erleben, dass man in der Reha nicht nur einen Freundeskreis aufbauen kann, sondern dass man mit diesen Freunden auch über andere Dinge als die Erkrankung reden und dabei einfach abschalten kann.
Wenn ich aus der Klinik komme, geht es für mich ambulant weiter mit Physio- und Ergotherapie. Auch die „Mein Schmieder aktiv“-App werde ich nutzen. Mein Ziel ist es, so viel wie möglich Zuhause zu machen und das Beste aus der Situation herauszuholen. Für mich steht ganz klar fest: Ich möchte wieder der Alte werden. Ich will alles machen, worauf ich Lust habe, ohne mir Gedanken darüber zu machen, dass ich eingeschränkt sein könnte. Ich möchte ein ganz normales Leben führen, zurück in meinen Job gehen, ausgehen, Billard spielen und einfach gesund und unbeschwert leben.