Die Spiegeltherapie ist eine innovative Therapiemethode, die seit Jahren an Bedeutung gewinnt. Sie ist für Patienten mit einer schwerem Armparese, mit leichtem Neglect, einem komplexen regionalen Schmerzsyndrom (früher Sudeck, starke Schwellung der Hand, Sensibilitätsstörungen) oder Phantomschmerzen geeignet. Dabei benutzt die Therapie den Aspekt der visuellen Stimulation.
Das Prinzip der Spiegeltherapie besteht darin, einen Spiegel so in der Körpermitte zu positionieren, dass das Spiegelbild der nicht betroffenen Extremität erscheint, als wäre es die betroffene Extremität. Die Therapieform entstand Mitte der 1990er Jahre, nimmt seither an Bedeutung stetig zu und gehört zu den evidenzbasierten Therapiemethoden nach Schlaganfall.
Die prinzipielle Wirksamkeit der Spiegelillusion konnte bereits neurophysiologisch nachgewiesen werden. Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zeigten, dass eine Spiegelung von Bewegung zu einer Aktivierung der jeweils kontralateralen Hemisphäre führt.
Das Prinzip der Spiegeltherapie basiert auf visuellen Reizen. Ein Spiegel wird vor einem sitzenden Patienten auf Höhe der Körpermitte platziert, so dass Bewegungen des gesunden Armes durch den Blick in den Spiegel seitenverkehrt als Bewegungen des betroffenen Armes wahrgenommen werden. Der betroffene Arm liegt hierbei hinter dem Spiegel, der nicht betroffene Arm führt vor dem Spiegel Bewegungsaufgaben durch.
Dadurch ergibt sich die gewünschte optische Illusion: Für den Patienten entsteht sozusagen der Eindruck, dass sich der betroffene Arm bewegt. Über die optische Bewegungsillusion via Therapiespiegel stimuliert und aktiviert der Patient seine visuomotorischen Hirnareale.
Therapieaufbau und Ablauf
Der Spiegel wird in der Körpermitte des Betroffenen auf einem Tisch platziert und die geschwächte Körperpartie hinter dem Spiegel gelagert. Der Patient schaut in den Spiegel und sieht das Spiegelbild der nicht betroffenen Seite. Dies soll bei dem Betroffenen den Eindruck erwecken, dass es sich bei dem Spiegelbild um die betroffene Körperhälfte handele. Die Spiegelgröße soll keinen Blick auf die andere Körperseite ermöglichen und größere Bewegungsabläufe gut sichtbar machen. Eine gute Standfestigkeit des Spiegels ist ebenfalls von enormer Wichtigkeit.
Im Rahmen verschiedener Studien hat sich gezeigt, dass halbseitige Armparesen, Schwellungen und Schmerzen der Hand sowie halbseitige Wahrnehmungsdefizite durch die Spiegeltherapie erfolgreich therapiert werden können.
Quellen: Dohle, C. et al. (2005): Grundlagen und Anwendung des Spiegeltrainings